Filmkritik: „Horizon – eine amerikanische Saga“

Das bildgewaltige Western-Drama „Horizon – eine amerikanische Saga“ von Kevin Costner ist auch der Versuch einer historischen Aufarbeitung. Der erste Teil der Tetralogie läuft jetzt im Kino
Die Einmann-Armee, wenn es um Western geht: Kevin Costner in „Horizon“ (©Warner Bros.)
Seit dem 22. August 2024 ist der erste Teil von „Horizon“ im Kino zu sehen (©TOBIS)

Sieben Minuten Standing Ovations gab es bei den diesjährigen  Filmfestspielen in Cannes für Kevin Costner, den Regisseur, Produzenten, Co-Autor und Hauptdarsteller des Western-Epos „Horizon“. Doch wenig später hagelte es miese Kritiken für den ersten Teil der monumentalen Tetralogie. Berechtigt? Nein.

1861, New Mexico, kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs. Skrupellose Makler haben naiven Einwanderern ein Stück von jenem verlockenden Ort namens Horizon verkauft. Dort angekommen, entpuppt sich die Siedlung als Illusion. Realität ist nur der Friedhof mit seinen vielen Kreuzen. In der Gegend leben Indigene, die nicht gewillt sind, ihre Jagdgründe mit den Fremden zu teilen, die in der Hoffnung auf eine sichere Zukunft den Ozean überquerten. Im nächtlichen Dunkel greifen Apachen die Farm der Kittredges an, das Haus geht in Flammen auf. Versteckt in einem Erdloch unter dem Wohnraum überleben Frances (Sienna Miller) und ihre Tochter. Die Augenblicke der Trennung von ihrem Sohn sind dramatisch, als der sich weigert zu fliehen, um an der Seite seines Vaters zu kämpfen – und/oder zu sterben. Unterschlupf finden Mutter und Tochter später im nahe gelegenen Fort der US-Kavallerie. Die Schauplätze wechseln ständig zwischen Montana, Wyoming und San Pedro Valley – ein überwältigender melodramatischer Rausch der Bilder und Gefühle. Schicksale werden herumgewirbelt wie in einem Kaleidoskop, während der amerikanische Traum in Blut und Gewalt endet.

„Horizon“ schildert eine Welt im Umbruch

Die Akribie fürs authentische Detail ist immer spürbar. Das Zerrissene, Episodenhafte wurde von der US-Presse teilweise kritisiert, aber gerade die ständig alternierenden Handlungsstränge sind die Stärke des Films. Kevin Costners Ziel, die Perspektiven aller Betroffenen gleichermaßen einzufangen, mag utopisch klingen. Doch der Regisseur des vielfachen Oscar-Gewinners „Der mit dem Wolf tanzt“ schildert hier wieder eine Welt im Umbruch. Nie zuvor hat ein Western das Ausmaß davon so schmerzhaft radikal auf der Leinwand umgesetzt und bleibt doch dem klassischen Genre und seinem Unterhaltungsanspruch treu.

„Horizon – eine amerikanische Saga“, Regie: Kevin Costner. Mit Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Luke Wilson. 181 Min. Seit dem 22. August im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 08/2024 erschienen. 

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