Tom (großartig: Sam Riley) arbeitet als Tennistrainer in einem Hotelressort auf Fuerteventura. Was auf den ersten Blick wie der Traum vom endlosen Sommer wirken mag, ist für ihn seit zehn Jahren triste Alltagsroutine: ein zielloses Dasein, scheinbar ohne Sorgen, ohne Verantwortung mit langen Nächten, Alkohol, Drogen und flüchtigen Affären. Morgens wacht er am Pool oder draußen zwischen den Dünen auf, ohne Erinnerung an die vergangenen Stunden – totaler Filmriss. Doch dann begegnet er der geheimnisvollen Anne (Stacy Martin). Sie, ihr Mann Dave und der achtjährige Anton entsprechen nicht dem Bild der üblichen Pauschaltouristen. Das britische Ehepaar ist kultivierter, Luxus gewöhnt. Tom besorgt ein Upgrade, zeigt ihnen auf einem Ausflug die raue Schönheit der Insel. Es folgt ein gemeinsames Dinner. Am nächsten Tag ist Dave verschwunden. Anne reagiert seltsam kühl, fast unbeteiligt auf das Verschwinden ihres Gatten, provoziert so das Misstrauen der ermittelnden Polizeibeamten: Suizid oder doch Mord?
„Islands“: Bestechende Bildkompositionen

Eine verwirrende Spurensuche beginnt. Tom bleibt an Annes Seite, ist mittlerweile überzeugt, sie von früher zu kennen, der Vater ihres Sohnes zu sein. Regisseur Jan-Ole Gerster („O Boy“, „Lara“) faszinierten schon immer Charaktere, die ein gewisses Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit in sich tragen. Sie hadern mit verpassten Chancen, sehnen sich nach Nähe und sind doch unfähig dazu. Die Vulkane der Kanarischen Inseln grollen, aber brechen nie aus: perfekte Metapher für unterdrückte Obsessionen. Von der Flucht träumt hier jeder der Protagonisten, wagen tut es nur ein Kamel. „Islands“ ist Gersters erster in Englisch gedrehter Film, ein intensiver subtiler Psychothriller mit virtuosen Twists in der Tradition von Patricia Highsmith und Alfred Hitchcock, aber gerade diese Ähnlichkeit verführt zu voreiligen Rückschlüssen. Überall schleichen sich Referenzen ein wie aus Michelangelo Antonionis Drama „L’avventura“ aus dem Jahr 1960. Bestechend die Bildkompositionen aus Bewegung und Licht, sie erzeugen eine tagtraumartige hypnotische Qualität, geben der Sprachlosigkeit und Leere ihre tragische Bedrohlichkeit. Und so gleicht die Hotelanlage zwischen den Sanddünen aus der Ferne einem gestrandeten Schiffswrack.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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