Filmkritik: „Islands“

„Islands“ ist ein sonnendurchfluteter Neo-Noir zwischen bedrohlicher Leere und unerfüllten Sehnsüchten
Hier ist die Inselwelt noch in Ordnung (©Leonine)

Tom (großartig: Sam Riley) arbeitet als Tennistrainer in einem Hotelressort auf Fuerteventura. Was auf den ersten Blick wie der Traum vom endlosen Sommer wirken mag, ist für ihn seit zehn Jahren triste Alltagsroutine: ein zielloses Dasein, scheinbar ohne Sorgen, ohne Verantwortung mit langen Nächten, Alkohol, Drogen und flüchtigen Affären. Morgens wacht er am Pool oder draußen zwischen den Dünen auf, ohne Erinnerung an die vergangenen Stunden – totaler Filmriss. Doch dann begegnet er der geheimnisvollen Anne (Stacy Martin). Sie, ihr Mann Dave und der achtjährige Anton entsprechen nicht dem Bild der üblichen Pauschaltouristen. Das britische Ehepaar ist kultivierter, Luxus gewöhnt. Tom besorgt ein Upgrade, zeigt ihnen auf einem Ausflug die raue Schönheit der Insel. Es folgt ein gemeinsames Dinner. Am nächsten Tag ist Dave verschwunden. Anne reagiert seltsam kühl, fast unbeteiligt auf das Verschwinden ihres Gatten, provoziert so das Misstrauen der ermittelnden Polizeibeamten: Suizid oder doch Mord?

„Islands“: Bestechende Bildkompositionen 

Ab 8. Mai 2025 im Kino (©Leonine)

Eine verwirrende Spurensuche beginnt. Tom bleibt an Annes Seite, ist mittlerweile überzeugt, sie von früher zu kennen, der Vater ihres Sohnes zu sein. Regisseur Jan-Ole Gerster („O Boy“, „Lara“) faszinierten schon immer Charaktere, die ein gewisses Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit in sich tragen. Sie hadern mit verpassten Chancen, sehnen sich nach Nähe und sind doch unfähig dazu. Die Vulkane der Kanarischen Inseln grollen, aber brechen nie aus: perfekte Metapher für unterdrückte Obsessionen. Von der Flucht träumt hier jeder der Protagonisten, wagen tut es nur ein Kamel. „Islands“ ist Gersters erster in Englisch gedrehter Film, ein intensiver subtiler Psychothriller mit virtuosen Twists in der Tradition von Patricia Highsmith und Alfred Hitchcock, aber gerade diese Ähnlichkeit verführt zu voreiligen Rückschlüssen. Überall schleichen sich Referenzen ein wie aus Michelangelo Antonionis Drama „L’avventura“ aus dem Jahr 1960. Bestechend die Bildkompositionen aus Bewegung und Licht, sie erzeugen eine tagtraumartige hypnotische Qualität, geben der Sprachlosigkeit und Leere ihre tragische Bedrohlichkeit. Und so gleicht die Hotelanlage zwischen den Sanddünen aus der Ferne einem gestrandeten Schiffswrack.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Abonniere unser
"Heute in Hamburg"
Update per E-Mail oder WhatsApp!

Die spannendsten Events in der Stadt und das Neueste aus der Hamburger Gastro- und Kulturszene. Wir halten dich auf dem Laufenden. 😃

👉 Stattdessen via Messenger abonnieren

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf