Filmkritik: Kein Wort

„Kein Wort“ von Regisseurin Hanna Slak, ist ein eindringliches Mutter-Sohn-Drama mit Maren Eggert über das Schweigen und wie es verletzten kann
Miese Stimmung zwischen Mutter (Maren Eggert) und Sohn (Jona Levin Nicolai) (©Eurozoom)
„Kein Wort“ seit dem 4. Juli 2024 im Kino (©Eurozoom)

Ninas Leben ist schnörkellos, folgt klaren Strukturen. Das zeigt sich in ihrer Arbeit. Nina (Maren Eggert) ist eine erfolgreiche Dirigentin, die Partituren beherrschen will. Das zeigt sich auch in den klaren Linien ihrer schlichten, wie eleganten Kleidung und in der nahezu monochromen, glatten Einrichtung ihrer Wohnung. Selbstbeherrschung und Disziplin sind ihr eingeschrieben. Ihr jugendlicher, mit sich und der Welt hadernder, sensibler Sohn, noch dazu von einem traumatischen Ereignis in der Schule erschüttert, ist ihr fremd. Er lässt sich nicht wie eine Sinfonie von Mahler oder eine Einbauküche organisieren. Die beiden scheinen sich arrangiert zu haben.

Die Situation eskaliert, als Lars (Jona Levin Nicolai) einen Unfall in der Schule hat: Er fällt aus dem Fenster. So die offizielle Version, die Nina alle glauben machen möchte, einschließlich sich selbst. Obwohl ein für ihre Karriere entscheidendes Konzert unmittelbar bevorsteht, fährt sie mit Lars auf eine kleine, französische Atlantikinsel, wo sie sonst ihre Sommer verbringen. Die Natur ist rau, jetzt im Winter. Die Unwirtlichkeit des Ortes macht das Unbehagen, die Entfremdung von Mutter und Sohn, nur allzu deutlich. „Manchmal ist es besser, wenn man Sachen nicht ausspricht“, sagt Nina in einem der sparsamen Dialoge. „Für wen besser?“, fragt Lars voller Hass und Bitterkeit.

Kein Wort: Eine sanfte Annäherung zweier Entfremdeter.

Die deutsch-slowenische Filmemacherin Hanna Slak erzählt in ihrem atmosphärisch dichten Drama „Kein Wort“ von der Sprachlosigkeit und dem Unvermögen zuzuhören, hinzusehen; davon, welche Verletzungen man den Menschen durch Schweigen zufügen kann. Maren Eggert gibt diese hilflose, verunsicherte Mutter in der ihr ganz eigenen Verletzlichkeit und Unnahbarkeit. Jona Levin Nicolai überzeugt mit seinem nuancierten Spiel des ebenfalls, aber auf eine ganz andere Art verunsicherten Teenagers. Manchmal geraten die Bilder, die Musik und auch die Dialoge etwas sehr bedeutungsschwer und doch ist „Kein Wort“ eine sanfte und eindrückliche Annäherung zweier Entfremdeter.

„Kein Wort“, Regie: Hanna Slak. Mit: Maren Eggert, Jona Levin Nicolai, Maryam Zaree, Juliane Siebecke. 87 Min, seit dem 4. Juli 2024 im Kino.

Hier gibt’s den Trailer zum Film: 

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 07/2024 erschienen.

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