„Poor Things“: Sündhafte Experimente


In dem Fantasydrama „Poor Things“ erzählt Regisseur Yorgos Lanthimos eine moderne, grotesk-skurrile Frankenstein-Erzählung mit einer brillierenden Emma Stone in der Hauptrolle
Der Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) versucht sich an Bella Baxter (Emma Stone) ranzuschmeißen (©20th Century Studios/Searchlight Pictures/Atsushi Nishijima)
„Poor Things“, am dem 18.1. im Kino (©20th Century Studios/Searchlight Pictures)

Zu Beginn ihrer spektakulären Heldenreise zertrümmert Bella Baxter (Emma Stone) unter ekstatischen Glücksschreien Geschirr an den Wänden ihres Elternhauses. Dabei wuseln allerlei seltsame Haustiere um sie herum, Mischwesen wie aus einem Hieronymus-Bosch-Gemälde. Die zu Beginn nur in Babysprache brabbelnde junge Frau wächst im England des 19. Jahrhunderts völlig abgeschottet im Haus des genialen Mediziners Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) auf. Ihren durch Gesichtsnarben grausig entstellten Vormund nennt sie liebevoll „God“. Dass dies mehr ist als die Koseform seines Vornamens, wird der Film bald offenlegen. Von unstillbarer Neugier getrieben, nimmt Bella eine rasante Entwicklung. Proportional zum Wachsen ihres Wortschatzes verfliegt ihre Naivität, zudem erwacht sexuelle Begierde. Dr. Baxters schmieriger Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) schleicht in ihre Gemächer, um die „Kind-Frau“ in die Geheimnisse körperlicher Liebe einzuweihen. Doch „furious jumping“, wie sie den Geschlechtsakt euphorisch tauft, reicht Bella schon bald nicht mehr aus. Sie will hinaus in die Welt. 
Wenn sie vom Dach ihres Elternhauses sehnsüchtig das viktorianische London überblickt, erblühen auf der bis dahin monochromen Leinwand plötzlich die Farben. Wedderburn bietet an, mit Bella auf „Grand Tour“ zu gehen. Zusammen bereisen sie Städte wie Lissabon, Paris und Alexandria. Die Machtverhältnisse des ungleichen Paares geraten im Laufe des Trips ordentlich ins Wanken.

Eine brillante Emma Stone

In einer mit Fantasy-Elementen garnierten Bilderbuchwelt, welche die Architektur Antonio Gaudís und die Filme Terry Gilliams evoziert, begegnet Bella nun allerlei inspirierenden Zeitgenossen, die ihre „Menschwerdung“ beeinflussen. „Poor Things“ ist nach „The Favourite“ (2018) die zweite Kollaboration des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos mit Emma Stone. Die brilliert in einem schauspielerischen Parforceritt durch Bellas „Turbo-Vita“ von den Anfängen als kreischender Porzellan-Crasher bis hin zur reflektierten Menschenkennerin und feministischen Philosophin.

„Poor Things“, Regie: Yorgos Lanthimos. Mit Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe. 141 Min. Ab dem 18. Januar 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 01/2024 erschienen.

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