Filmkritik: Sophia, der Tod und ich

Sophia, der Tod und ich nach dem Roman von Thees Uhlmann ist das schräge und unterhaltsame Regiedebüt von Charly Hübner
Reiner (Dimitrij Schaad) wird von  Morten de Sarg (Marc Hosemann) zu seiner letzten Reise abgeholt (©DCM/Stephan Rabold)
Sophia, der Tod und ich, seit dem 31.8. im Kino (©DCM)

Erst stehen drei beseelte Zeuginnen Jehovas vor der Tür, wenig später der Tod persönlich. Oder vielmehr ein Tod, wie der in Weiß getünchte und Mephisto-like befrackte Morten de Sarg (Marc Hosemann) den in Melancholie versunkenen Reiner (Dimitrij Schaad) belehrt. „Ich kann ja nicht jeden Todgeweihten selbst abholen“, schiebt er hinterher. Unglücklicherweise klingelt wenig später Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe) und der Tod verpasst sein dreiminütiges Zeitfenster, um Reiner ins Jenseits zu befördern. Und schon hängt sich der Tod an Sophia und Reiner. Die wollen – oder müssen – zu Reiners Mutter (Johanna Gastdorf) nach Juist. „Der Tod im Anarcho-Urlaub“, jubelt Morten auf der Zugfahrt. Und der morbide Roadtrip setzt sich fort: Bevor Reiner stirbt, will er noch einmal seinen Sohn treffen, den er noch nie gesehen hat, dem er aber jeden Tag eine Postkarte schreibt. Also machen sich die vier auf den Weg. Es ist eine hürdenreiche, abenteuerliche Reise voller Tränen, Glücksmomente und skurriler Begegnungen, unter anderem mit einem anderen Tod (Carlo Ljubek), dem Erzengel Michaela (Lina Beckmann) und dem Allmächtigen leibhaftig (Josef Ostendorf).

Sophia, der Tod und ich: Ein Film, in dem sich das Publikum herrlich verlieren kann 

Schauspieler Charly Hübner hat in seinem Regiedebüt „Sophia, der Tod und ich“ den gleichnamigen Roman von Thees Uhlmann als schräges Roadmovie inszeniert, mal philosophisch, mal psychedelisch und stets schwarz-humorig. Was Traum oder Realität ist, Jenseits oder Diesseits, Himmel oder Erde, ist gar nicht immer zu verorten. Zu Beginn ist da ein verlassenes Parkdeck mit nur einer in Dunkelheit getauchter Imbissbude, eine weißhaarige Frau (Beckmann) stellt die Klappe hoch und schaltet die Leuchtreklame an, wenig später erscheinen die Tode, um ihre Aufträge abzuholen. Als Mork Mortus (Ljubek) bei Reiners Mutter auftaucht, um die von Morten verpatzte Killermission zu vollenden, fegt ein infernaler Sturm durch Haus und Garten. Hübner hat viele seiner Schauspielhaus-Kolleginnen und -Kollegen vereint, zusätzlich mit Schaad und Mühe einen großartiger Hauptcast gewonnen. Mit kleinen Abstrichen macht dieser Film, in dem sich das Publikum so herrlich verlieren kann, ganz einfach großen Spaß.

Sophia, der Tod und ich“, Regie: Charly Hübner. Mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann. 98 Min. Seit dem 31. August 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.

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