Filmkritik: „The Old Oak“

„The Old Oak“ ist ein Sozialdrama von Ken Loach im britischen Schicksalsjahr 2016
Pub-Betreiber TJ (Dave Turner) freundet sich mit der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) an (©Wild Bunch Germany)

Ken Loach („Ich, Daniel Blake“) gilt als Altmeister des britischen Sozialdramas. Mit einfachen filmischen Mitteln, einer nahezu altmodischen Direktheit der Bilder und Klarheit der Botschaft erzählt er seit Jahren von gesellschaftlichen Missständen – oft mit Laiendarstellern. Er ist Mahner und Chronist zugleich. Seine Figuren geraten nicht in ein Dilemma, sondern in existenzielle Not, die mit Menschenverstand und Herz zu bewältigen ist. Zweimal hat er in Cannes eine Goldene Palme gewonnen. Zuletzt war immer wieder gemunkelt worden, der inzwischen 87-Jährige beende seine Karriere als Filmemacher. Doch die soziale Not in seiner Heimat, die Spaltung, scheint zu groß, als dass er sich nicht doch noch mal eines aktuellen Problems annehmen müsste.

„The Old Oak“ unter der Regie von Ken Loach ist ab dem 23. November 2023 im Kino (©Wild Bunch Germany)

„The Old Oak“ heißt sein Film, der in diesem Jahr in Cannes im Wettbewerb lief und in Locarno den Publikumspreis gewann. Namensgeber ist ein Pub im nordöstlichen England, in einem nach der Schließung des Bergwerks in den 1980er heruntergekommenen Örtchen. Das Pub ist 2016, dem Jahr des Brexit-Referendums, noch der einzige Ort, an dem sich die Menschen treffen können, eine letzte Konstante in ihrem von Arbeitslosigkeit und Geldsorgen bestimmten Leben. Auch dem Pub-Betreiber TJ (Dave Turner) geht es da nicht anders, doch im Gegenteil zu seinen Gästen schlagen seine Probleme nicht in Hass und Intoleranz um.

Mitgefühl und Solidarität

Als eines Tages ein Bus mit syrischen Geflüchteten ankommt, TJ sich mit der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) anfreundet, mit ihr und der Unterstützung einiger lokaler Mitstreiter eine Art Suppenküche für alle Bedürftigen ins Leben ruft, droht die Situation zu eskalieren. Doch Loach attackiert nicht den weißen Mob, der in den Geflüchteten einen Grund für die eigenen Probleme sieht. Auch wenn er sie deutlich radikaler dastehen lässt. Er stellt die stets freundlichen und sanften Syrer mit den Ortsbewohnern auf eine Stufe. Beide sind von der Welt vergessen, Opfer von markt- und geopolitischen Interessen.

„The Old Oak“ bietet wenig Überraschendes, gerät hin und wieder etwas platt und ist mit fast zwei Stunden definitiv zu lang. Doch ist es eben ein echter Loach, der am Ende das Gute siegen lässt. Ein Plädoyer für Mitgefühl und Solidarität.

The Old Oak“, Regie: Ken Loach. Mit Dave Turner, Ebla Mari, Claire Rodgerson. 114 Min. Ab dem 23. November 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 11/2023 erschienen.

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