Bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes gehörte „The Secret Agent“ zu den großen Gewinnern. Ausgezeichnet wurde das neue Werk von Kleber Mendonça Filho, eine Koproduktion zwischen Brasilien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, unter anderem mit dem Regiepreis und dem Award für den besten Hauptdarsteller. Wagner Moura, bekannt aus der Netflix-Serie „Narcos“, verkörpert hier mit bestechendem Understatement den Technologieexperten Marcelo, der im Jahr 1977 während der Karnevalsfeierlichkeiten in der Hafenstadt Recife untertaucht. Sein Schlupfloch ist ein Wohnhaus, das offenkundig zahlreiche Menschen beherbergt, die sich von der herrschenden Militärdiktatur verfolgt fühlen. Mit seinem Sohn, den seine Schwiegereltern versorgen, möchte sich Marcelo irgendwann ein neues Leben aufbauen. Die Schatten der Vergangenheit holen ihn allerdings auch in Recife ein.
„The Secret Agent“: Zwischen Politthriller und Erinnerungsdrama
Regisseur und Drehbuchautor Mendonça Filho rollt seinem Publikum nicht gerade den roten Teppich aus. Eine ganze Weile bleiben die Hintergründe der Flucht nebulös, fragt man sich, in welcher Beziehung bestimmte Figuren zueinander stehen. Was nach einem sich schnell zuspitzenden Politthriller klingt, fließt lange Zeit eher gemächlich dahin. Marcelos Geschichte bildet zwar das Herzstück. Immer wieder gerät der über zweieinhalb Stunden lange Film jedoch auf Seitenwege und gibt skurrilen, den Plot nicht voranbringenden Einfällen Raum. Das dadurch entstehende Mosaik ist zweifellos facettenreich. Manchmal schweift „The Secret Agent“ aber auch zu sehr ab. Ein schräger Kurzauftritt Udo Kiers beispielsweise scheint vor allem der deutschen Produktionsbeteiligung geschuldet zu sein. Gleichwohl entfaltet das Katz-und-Maus-Spiel rund um Marcelo in der zweiten Hälfte eine sogartige Wirkung. Und noch dazu weitet sich die akribisch ausgestattete Auseinandersetzung mit den Schrecken der Militärdiktatur zu einem nachdenklich stimmenden Drama über das Erinnern und Vergessen aus.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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