Filmkritik: „Für immer hier“

Regisseur Walter Salles erzählt in seinem Drama „Für immer hier“ die Geschichte der brasilianischen Familie Paiva. Ein Film über ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte des Landes
Alles in Ordnung bei Rubens (Selton Mello) und Eunice (Fernanda Torres) – noch (©Alile Onawale)

Die flirrende Leichtigkeit der Copacabana, des Volleyballspiels, der kindlichen Freude über einen streunenden Hund weicht schnell einer dunklen Bedrohung. Dann nämlich, als die Jugendlichen in ihrem Auto von der Polizei gestoppt und brutal kontrolliert werden. Es ist Anfang der Siebzigerjahre und Brasilien wird von einer Militärdiktatur drangsaliert. Rubens (Selton Mello) und Eunice (Fernanda Torres) stemmen sich mit ihren fünf Kindern in einem Haus direkt am Strand, dessen Türen stets offen stehen, mit Liebe und Humor gegen die Willkür des Regimes.

Es scheint ihre subtile Form des Widerstands. Und doch scheint Rubens, einst Abgeordneter der Arbeiterpartei und nach dem Exil in Europa nach Brasilien zurückgekehrt, im Untergrund weiter politisch aktiv zu sein. Eines Tages wird Rubens verhaftet, die Schergen des Militärs belagern das Haus, bis sie auch Eunice und die 15-jährige Tochter mitnehmen. Rubens wird nie wieder zurückkehren, seine Leiche nie gefunden. Doch Eunice kämpft weiter: erst für die Freiheit ihres Mannes, dann für ihre Familie, später für Gerechtigkeit.

„Für immer hier“: Eindrückliche Familienbiografie

„Für immer hier“ – ab dem 13. März 2025 im Kino (©DCM)

Walter Salles hat die Autobiografie des jüngsten Sohnes von Rubens und Eunice, Marcelo Rubens Paiva, verfilmt und dafür eindrückliche Bilder gefunden. Oft durch die Linse einer Super-8-Kamera (Kamera: Adrian Teijido) erzählt Salles von den unbeschwerten Momenten, die immer häufiger von den dunklen überlagert werden. Im Zentrum steht Eunice, in ihrer zurückhaltenden Unnachgiebigkeit grandios von Fernanda Torres gespielt und mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Es ist ein Film über ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte Brasiliens. Es ist auch ein Film über den Zusammenhalt einer Familie, deren Schicksal untrennbar mit dem Politischen verknüpft ist. Fast bis zum Tod von Eunice 2018 folgt Salles dieser Familie, die er in den Sechzigern in Rio de Janeiro kennenlernte. Dramaturgisch ist diese historische Vollständigkeit verzichtbar, als Ausdruck des großen Respekts vor der Familie und insbesondere Eunice mehr als begründet.

Für immer hier“, Regie: Walter Salles. Mit: Fernanda Torres, Fernanda Montenegro, Selton Mello. 137 Min. Ab dem 13. März 2025 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2025 erschienen. 

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