Regisseurin Héloïse Pelloquet vertieft in ihrem Spielfilmdebüt „Wild wie das Meer“ Motive aus ihren vorangegangenen drei Kurzfilmen: die See, das Inselleben und romantische Beziehungen. Die Belgierin Chiara (Cécile de France) ist für die Liebe nach Frankreich gezogen. Mit ihrem Ehemann Antoine (Grégoire Monsaingeon) lebt sie seit 20 Jahren glücklich auf einer Insel vor der schroffen französischen Atlantikküste. Beide verdienen mit der Fischerei ihren Lebensunterhalt.
Mit Maxence (Félix Lefebvre) kommt ein neuer Lehrling aus einer reichen Familie vom Festland zu ihnen. Anfangs noch skeptisch aufgrund seiner Herkunft aus gutem Hause, empfindet Chiara bald Sympathie für ihren Auszubildenden und fühlt sich immer stärker zu dem Jahrzehnte Jüngeren hingezogen. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Chiara scheint in ihrer Wahlheimat zwar vollständig integriert, doch wie schnell die Fassade bröckeln kann und Vertraute zu Fremden werden, zeigt sich, als ihre Affäre ans Licht kommt …
Das eindringliche Porträt einer modernen Frau
Die Storyline könnte Gefahr laufen, schnell ins Abgedroschene abzudriften, doch Pelloquet umgeht die Falle, indem sie ein eindringliches Porträt einer modernen Frau zeichnet, die sich all ihrer Freiheiten bewusst ist und lebt, was sie fühlt. Chiara beginnt die Affäre mit Maxence nicht, weil sie unglücklich in ihrer Ehe oder ihrem Alltag ist. Ganz im Gegenteil, sie strotzt vor Lebenslust. Schauspielerin de France verkörpert diese emanzipierte Rolle brillant. In vielen Nahaufnahmen verleiht sie der Figur Stärke, Sinnlichkeit und natürliche Schönheit. Analog dazu: die Elemente. Meer, Wind und Regen peitschen im Herbst und Winter ungestüm auf die Insel ein und unterstreichen das Temperament der Protagonistin. Mit den Jahreszeiten wandeln sich die kontrastreichen Bilder und der Schnitt. Im Frühjahr werden die Farben freundlicher und die Szenen länger, denn zu dieser Zeit flammt auch das Feuer zwischen Chiara und Maxence auf.
„Wild wie das Meer“, Regie: Héloïse Pelloquet. Mit Cécile de France, Félix Lefebvre, Grégoire Monsaingeon. 93 Min. Ab dem 21. September 2023 im Kino.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.