Filmkritik: „Blindgänger“

„Blindgänger“ ist ein düsteres, bewegendes Drama über eine Bombenentschärfung – mit grandiosem Ensemble
„Blindgänger“ handelt von einer Evakuierung und ihren Folgen (©Salzgeber)

Manchmal ist der Krieg sehr nah – als erlebtes oder vererbtes Trauma. Geflüchtete kommen seit Jahren nach Deutschland, und immer wieder rückt der Zweite Weltkrieg in unser Bewusstsein – nicht nur als Erinnerung, sondern als Altlast ganz real unter unseren Füßen. Die Regisseurin Kerstin Polte hat darüber ein düsteres, sehr bewegendes Drama mit einem außergewöhnlichen Ensemble gedreht, und zwar überwiegend in Hamburg. „Blindgänger“ spielt in nur einer Nacht, einer traumatisierenden, retraumatisierenden und auch befreienden Nacht.

Lane (Anne Ratte-Polle) ist Bombenentschärferin, eigentlich im Team von Otto (Bernhard Schütz), doch in der Nacht einer Entschärfung ist der plötzlich verschwunden. Er hat sich aus Zwängen befreit, wie später zu sehen sein wird. Lanes Mutter Margit (Barbara Nüsse) hat den Zweiten Weltkrieg noch erlebt und sich seit Jahren in ihrer Mansarde verbarrikadiert, die nun wegen der Bombenentschärfung evakuiert werden soll. Auch bei Junis (Ivar Wafaei) kommen schlimmste Erinnerungen hoch. Er ist aus Afghanistan geflüchtet und bei Viktor (Karl Markovics), Margits Nachbar, untergetaucht.

„Blindgänger“: Dunkle Schatten treffen auf hoffnungsvolles Ende 

„Blindgänger“ ist ab sofort im Kino 

Dies sind nur vier Charaktere in Poltes eindringlichem Episodenfilm, in dem sie von einem Ausnahmezustand erzählt, der sehr unterschiedliche Menschen auf sehr unterschiedliche Weise verstört. „Einige fürchten sich vor der Explosion, weil sie Erinnerungen und Ängste hervorruft, andere – wie Otto oder auch Lane – kämpfen gegen persönliche Bomben im eigenen Körper, physische oder psychische“, erzählte Polte im Rahmen des Filmfest Hamburg 2024, wo das Drama Premiere feierte. Die Figuren sind in den vielen Episoden mal mehr, mal weniger miteinander verbunden, ohne dass diese Verbindungen jemals konstruiert wirken. Vielmehr erzählen sie von der Fragmentierung einer Gesellschaft, die doch zusammenfinden kann. Denn auf ihre Art öffnen sich all diese Menschen. In der bedrohenden Düsternis werden in Begegnungen Brücken geschlagen, die eine Gesellschaft wieder zusammenbringen kann. Ein sehr besonderer Film, der die dunklen Schatten der Vergangenheit zu einem hoffnungsvollen Ende bringt. 

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/2025 erschienen.

Abonniere unser
"Heute in Hamburg"
Update per E-Mail oder WhatsApp!

Die spannendsten Events in der Stadt und das Neueste aus der Hamburger Gastro- und Kulturszene. Wir halten dich auf dem Laufenden. 😃

👉 Stattdessen via Messenger abonnieren

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf