Verarmte, junge Schönheit sehnt sich nach reichem Prinzen. Doch die fiese Stiefmutter will den Holden lieber mit ihrer leiblichen Tochter verkuppeln. Mithilfe magischer Mächte schleppt die Hübsche ihren Angebeteten dann aber doch ab, finales Argument ist ihre Schuhgröße.
Die Story vom Aschenputtel setzt die norwegische Regisseurin Emilie Blichfeldt als bekannt voraus und richtet den Fokus ihres aberwitzigen Märchenfilms lieber auf die (vermeintlich) unansehnliche Stiefschwester. Wir befinden uns im Königreich Svedlandia. Die naive Elvira mit den Korkenzieherlocken schwärmt für Prinz Julian, einen eitlen Junggesellen mit Popstarstatus. Seinen Band mit schmalzigen erotischen Versen nimmt sie sogar mit ins Bett. Als der Prinz einen Ball ausrichtet, um seine Zukünftige auszuwählen, scheint der große Moment gekommen. Doch Elviras verwitwete Mutter ist gnadenlose Realistin: Einer wie Julian rangiert mehrere Ligen über ihrem hässlichen Entlein. Der gefragte Schönheitsspezialist Dr. Esthetique soll helfen.
„The ugly Stepsister“: Body-Horror-Revue oder aber der Krieg gegen den eigenen Körper

Schritt eins: Aus einer vorbereiteten Liste hübscher Nasen darf Elvira eine auswählen. Dann wird sie auf einem Stuhl festgeschnallt und Hammer und Meißel kommen zum Einsatz, begleitet von den grausigen Schreien der Optimierungswilligen. Und dieser Nose Job ist nur der Anfang eines schmerzhaften Reigens grausiger Korrekturen, die der koksende Quacksalber an seinem Opfer vornehmen wird. Bevor der Disney-Konzern sie blütenweiß wusch, waren Märchen düstere, oftmals grausige Volksweisen. Blichfeldt besinnt sich auf diese Wurzeln. In einem liebevoll ausgestatteten, blumigen Setting zeigt sie uns das schmerzvolle Streben nach äußerlicher Perfektion in all seiner scheußlichen Konsequenz. Die fantastische Hauptdarstellerin Lea Myren durchleidet diese Body-Horror-Revue mit vollem Körpereinsatz. Ohne zu spoilern, darf man verraten, dass Elvira aus dem Krieg gegen ihren eigenen Körper als Verliererin vom Feld gehen wird. So funktioniert der Film auch als beißender Kommentar zur zeitgenössischen, von sozialen Medien befeuerten Jagd nach dem perfekten Look.
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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/25 erschienen.