Filmkritik: Des Teufels Bad

Des Teufels Bad von Severin Fiala und Veronika Franz ist ein historisches Psychodrama mit Horroreinschlag
Ist der österreichische Anwärter auf den Auslands-Oscar: „Des Teufels Bad“ (©UlrichSeidlFilmproduktion – Heimatfilm)
Ab 14. November im Kino: Des Teufels Bad (©Caramel Films)

Menschliche Abgründe und gruselige Stimmungen interessieren das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala in besonderem Maße. Mit dem Psychothriller „Ich seh, ich seh“ sorgten die Ehefrau des österreichischen Filmemachers Ulrich Seidl und dessen Neffe für internationales Aufsehen. Im Anschluss drehten die beiden mehrere englischsprachige Horrorprojekte, darunter zwei Folgen der von M. Night Shyamalan mitproduzierten Apple-Serie „Servant“. Auch ihr neues Werk „Des Teufels Bad“ spielt mit unheimlichen Elementen. Das Ergebnis ist aber ein spröderer Film, der sich nicht den Genregesetzmäßigkeiten, sondern seinen wenig bekannten historischen Hintergründen verpflichtet fühlt.

Im Mittelpunkt: Eine gläubige junge Frau namens Agnes, die im Jahr 1750 mit ihrem Ehemann zusammenzieht und von diesem Zeitpunkt an unter enormem Erwartungsdruck steht. Aufopferungsvoll soll sie ihren Gatten umsorgen und ihm alsbald ein Kind schenken. So verlangt es ihre argwöhnische Schwiegermutter. Doch wie soll das gehen, wenn deren Sohn kein sexuelles Interesse an Agnes zeigt? In ihrem Bemühen, es ihrer Umwelt recht zu machen, entwickelt sie eine Depression. Die scharfen Worte eines Priesters weisen Agnes schließlich einen Weg, ihrer wachsende Todessehnsucht nachzugeben, ohne auf die Erlösung ihrer Seele verzichten zu müssen.

Dokumentarischer Blick auf patriarchale Unterdrückungsstrukturen 

„Des Teufels Bad“ – eine einstige Bezeichnung für den Zustand der Melancholie – nimmt sich sehr viel Zeit, um den von patriarchalen Unterdrückungsstrukturen geprägten Alltag der Protagonistin zu illustrieren. Mit beinahe dokumentarischem Blick zeichnet das Regiegespann die kleinen, teils wiederkehrenden Demütigungen und Rückschläge nach, die Agnes langsam aus der Bahn werfen. Martin Gschlachts erdige Bilder verpassen dem Geschehen dabei einen bedrückend realistischen Anstrich. Unter die Haut geht das auf historischen Gerichtsakten basierende Drama vor allem gegen Ende, wenn Hauptdarstellerin Anja Plaschg das ganze Leid ihrer Figur in einer einzigen Szene verdichtet.

Des Teufels Bad, Regie: Severina Fiala und Veronika Franz. Mit Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter; 121 Min. Ab dem 14. November im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/2024 erschienen. 

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