Held(in?) dieses packenden Survival-Dramas ist ein dunkles, gerade dem Welpenalter entwachsenes Kätzchen. Es lebt zu Anfang ganz allein in einer mit steinernen Katzenskulpturen übersäten Waldlandschaft. Sein Unterschlupf ist eine Waldhütte, die wohl einmal das Heim des Bildhauers war. Dies ist wie vieles im zweiten Kinofilm des lettischen Animationskünstlers Gints Zilbalodis der Theorie des Betrachters überlassen, sind doch sämtliche „Dialoge“ auf Tierlaute beschränkt. Sicher ist: Die Menschheit ist Geschichte, möglicherweise fiel sie einer Umweltkatastrophe zum Opfer. Und die Naturgewalten geben keine Ruhe: Plötzlich überschwemmt eine gigantische Flutwelle den Wald. Im letzten Moment kann die Katze auf ein herumtreibendes Segelboot klettern. Nach und nach retten sich weitere Vierbeiner in die Nussschale: Ein trottelig-treuherziger Golden Retriever, ein verschlafenes Capybara-Riesenmeerschwein sowie ein hektisches Lemuren-Äffchen ergänzen die Schicksalsgemeinschaft an Bord. Zuletzt gesellt sich auch noch ein riesiger Stelzvogel dazu, der fortan das Ruder der Noah-losen Mini-Arche übernimmt.
„Flow“: Einfühlsame Fabel über tierisches Teambuildung

Die beeindruckenden, detailreich gestalteten Landschaften des Films erstellten Zilbalodis und sein Team mit dem populären 3-D-Programm „Blender“. Das Setting erinnert an Open-World-Games wie „Zelda“. Katze & Co. sind dagegen eher skizzenhaft in Szene gesetzt. Perfekte Felltexturen wie bei Pixar, Paddington und Ähnlichen sucht man vergeblich. Die bewusste Reduktion unterstreicht den allegorischen Charakter dieser Fabel über tierisches Teambuilding, die sehr einfühlsam vom langsamen Entstehen von Freundschaft und Vertrauen in einer scheinbar hoffnungslosen Situation erzählt. Verdientermaßen wurde „Flow“ kürzlich als erster Film aus Lettland mit einem Golden Globe geehrt. Auch für Kinder ist die Katzenodyssee ein tolles, lehrreiches Kinoerlebnis. Kleiner Tipp zum Schluss: Beim Abspann nicht gleich rausrennen, sondern lieber die versteckte letzte Einstellung abwarten, die dem Ganzen ein hoffnungsvolles offenes Ende beschert.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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