Die Autoren der SZENE Hamburg haben sich Gedanken gemacht, wer gerade was gebrauchen könnte. In Teil 3 wünscht Redakteur Erik Brandt-Höge seiner Nachbarin Frau Hansen Gesellschaft.
Frau Hansen ist ca. 85 Jahre, klein, ein bisschen dick, ein bisschen taub, und sie wohnt nebenan. Frau Hansen hat immer gute Laune. Also, zumindest immer, wenn wir uns sehen. „Na, was führen Sie schon wieder im Schilde“, fragt sie mich dann und lacht. Einmal hat sie mich erwischt, als ich draußen Blumen für meine Freundin gepflückt habe. Waren nicht meine Blumen. Waren Frau Hansens. Aber sie nahm es mir nicht krumm: „Schöne Grüße an die Süße“, meinte sie nur, als ich ihr meinen Fauxpas erklärte. Neulich ist Frau Hansens Hund gestorben, Uwe, benannt nach dem großen Hamburger Fußballer, in den Frau Hansen früher mal verknallt war, wie sie mir kichernd gestand. Was sie mir auch gestand: Mit Uwe war ihr letztes Familienmitglied gegangen. Ihr Mann ist lange tot, Kinder hat sie keine, Freunde schon ein paar, aber die haben ihre eigenen Sorgen und wenig Zeit, erst Recht zum Jahreswechsel. Ich stelle mir vor, wie Frau Hansen Heiligabend und Silvester in ihrer Wohnung sitzt und alleine ist, und dieses Kopfkino finde ich schrecklich. Deshalb wünsche ich mir jemanden, der bei ihr ist und mit ihr feiert.
/ Erik Brandt-Höge
Dieser Beitrag stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Dezember 2018. Das Magazin ist seit dem 29. November 2018 im Handel und zeitlos im Online Shop und als ePaper erhältlich!