Frauke: „Warte nicht auf den richtigen Zeitpunkt!“

Wir fischen Hamburger für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Frauke begegnet.
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Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Wir fischen sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Frauke begegnet

Protokoll: Rosa Krohn

„Ich wohne zusammen mit meinem Freund und meiner neunjährigen Hündin Frida auf der Schanze. Frida tut uns sehr gut, sie gibt einem immer einen Grund, aus dem Homeoffice mal an die frische Luft zu kommen. Sie ist auch dabei, wenn wir auf Reisen gehen. Letztes Jahr haben wir einen Camper ausgebaut, der jetzt startbereit ist. Wir hoffen, ihn bald nutzen zu können, um Europa näher kennenzulernen. Im Mai möchten wir die Adriaküste umrunden. Was mir schon vor den aktuellen Krisen bewusst war, aber jetzt für mich wichtiger denn je ist: die Dinge nicht aufzuschieben.

„Null Kompromisse, 100 Prozent Freiheit“

Etwas, was ich machen möchte, das mache ich jetzt. Denn da ist so Vieles, was du nicht beeinflussen kannst; du weißt nie, wie es dir oder deiner Familie in der Zukunft geht.

Meine Leidenschaft zu reisen, habe ich nach dem Studium entdeckt. Ich reiste nach Buenos Aires, war dort drei Monate und bin dann noch weiter nach Kolumbien. Das war etwas vollkommen Neues für mich: neue Menschen, neue Perspektiven und mal wirklich mit sich selbst sein. Null Kompromisse, 100 Prozent Freiheit.

In Südamerika lernte ich zwei Franzosen kennen, die auf einer einjährigen Weltreise waren. Ihre Erzählungen faszinierten mich. Ich habe mir damals gesagt, in meinem 30. Lebensjahr mache ich das auch. Und genau so kam es dann. Ich habe damals lange gespart. Kurz vor der geplanten Reise lernte ich meinen Freund kennen und erzählte ihm sofort von meinen festen Plänen. Seine Antwort: ‚Cool, da mache ich mit.’ Er nahm ein Sabbatical und ich kündigte meinen Job. Wir gaben die Wohnung auf und verkauften alles. One Way.

„Lücken im Lebenslauf sind das wirklich Wichtige“

Du musst dir ein Datum setzen: Wann geht es los? Nicht bloß träumen, irgendwann mal dieses und jenes machen zu wollen. Ich rate dir – und das ist nicht nur auf’s Reisen bezogen: Warte nicht auf den richtigen Zeitpunkt, denn den gibt es nicht. Du kannst nur selbst entscheiden, wann es losgeht. Ich glaube, man ist schnell in einem Teufelskreis gefangen, in den dich die Gesellschaft presst: Immer zu arbeiten, bloß keine Pause zu machen.

Aber was, wenn es gar nicht der richtige Job ist? Wie willst du das herausfinden, wenn du nie etwas Anderes gesehen hast, nie mal ausgebrochen bist? Die Lücken im Lebenslauf sind das wirklich Wichtige. Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem Sterbende dazu befragt wurden, was sie am meisten bereuen. Häufig fiel die Antwort, Träume nicht verwirklicht zu haben. Ich glaube, wir müssen öfters innehalten und hinterfragen, was wirklich zählt.“


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