WAS WÄRE, WENN…
… für dein Grundeinkommen gesorgt wäre? Du nicht den ganzen Tag dafür ackern müsstest, deine Miete und den Unterhalt bezahlen zu können? Werden die Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen faul oder öffnet es Freiraum für Kreativität und Engagement? Unsere Kolleginnen Jana Belmann und Christiane Mehlig haben Hamburger gefragt, was sie damit machen würden
Marianne, 58
arbeitet bei der Caritas Schweiz
Generell ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens eine gute Sache, da es die Lebensexistenz von Menschen sichert, die keine Arbeit mehr finden. Nicht gut finde ich es, wenn die Funktionen des Sozialstaates wegfallen und nicht mehr versucht wird, die Menschen in Arbeit zu bringen. Für mich würde sich bei dem Erhalt des bedingungslosen Grundeinkommens nichts ändern. Ich habe einen tollen Job, den ich gerne mache und in dem ich mich verwirklichen kann.
Lisa, 22
Studentin
Ich denke, dass mit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens die Menschen mehr Freiheit hätten, sich kreativ zu entfalten. Sie könnten in jedem Fall einen Job machen, der ihnen Spaß macht. Das Bedenken, dass sich viele mit dem Erhalt des bedingungslosen Grundeinkommens auf die faule Haut legen, habe ich nicht. Leute, die nicht arbeiten gehen wollen, wird es immer geben. Aber denen, die gerne arbeiten gehen, würde das Grundeinkommen viel mehr Freiheit bieten.
Florian, 29, Systemingenieur
Wenn ich das bedingungslose Grundeinkommen bekäme, würde ich versuchen, eine Vier-Tage-Woche zu bekommen. An dem zusätzlichen freien Tag würde ich mich gerne mehr für politische Bildung und Demokratieförderung engagieren. Mit dem zusätzlichen Geld würde ich mir dann Reisen finanzieren und etwas für die Altersvorsorge zurücklegen. Ich finde es auch nicht unfair, wenn andere bei dem Erhalt des Grundeinkommens nicht mehr arbeiten gehen, denn es ist ja bedingungslos. Und da es jeder bekommt, ist es auch fair.
Helmut
Rentner
Für mich wäre das Grundeinkommen super. Ich bekomme 500 Euro und meine Frau 600 Euro Rente im Monat. Das ist manchmal ganz schön knapp. Mit dem Grundeinkommen könnten wir besser leben. Und wir würden vielleicht noch eine Kreuzfahrt nach Norwegen machen.
Richard, 56
Hinz & Kunzt-Verkäufer
Die Idee mit dem bedingungslosen Grundeinkommen finde ich super. Nach einer Operation an der Hüfte kann ich nicht mehr arbeiten und verkaufe nun die Hinz & Kunzt auf der Straße. Und davon kann ich nicht leben. Ich träume immer noch davon, irgendwie wieder Arbeit zu finden. Bekäme ich das Grundeinkommen, könnte ich das Nötigste bezahlen und ich hätte wieder eine Sicherheit im Leben.
Servert, 36
arbeitet bei Daimler
Ich finde das bedingungslose Grundeinkommen nicht in Ordnung. Ich glaube zwar nicht, dass dann niemand mehr arbeiten gehen würde, aber es gibt viele faule Menschen, denen ich monatlich keine 1.000 Euro gönnen würde. Wenn ich Grundeinkommen erhalten würde, würde ich vielleicht auch nicht mehr arbeiten gehen. Kommt auf die Arbeit an.
Michaela, 52, Finanzverwalterin / Annegret, 53, arbeitet in der IT-Branche / Freundinnen
Also wir finden es super. Unser Leben wäre dann total „gechillt“. Wenn man jedoch mehr darüber nachdenkt, bleiben zu viele Fragen offen. Wie hoch wird das Grundeinkommen sein? Fallen dann alle Sozialleistungen weg? Muss man dann noch Arbeitslosenversicherung zahlen? Wenn wir Grundeinkommen erhalten würden, würde sich wahrscheinlich nicht viel ändern. Wir mögen unsere Jobs und gehen gerne arbeiten.
Line, 35, zweifache Mutter in St. Pauli
Die Idee des Grundeinkommens ist total schön. Es könnte die Gesellschaft von negativen Gefühlen und Neid befreien. Wir machen uns so schon ziemlich viele Sorgen und haben Ängste. Die Wenigsten arbeiten in ihrem Traumjob, und ich würde einfach allen mehr Freiheit für persönliche Entwicklung gönnen. Ich möchte wieder mehr meinem Ehrenamt nachgehen, wenn ich das Einkommen bekäme, mich vielleicht selbstständig machen, also mich mal etwas trauen. Vielleicht hätte ich auch nicht mein Studium abgebrochen.
Sylvia, 54, arbeitet im öffentlichen Dienst
Ich sehe das bedingungslose Grundeinkommen sehr kritisch. Von den .1000 Euro soll man leben, Miete, Krankenkasse und Rentenbeiträge zahlen. Dazu wird der Betrag nicht besteuert. Wie geht das auf Dauer? Woher soll das Geld kommen? Dann gibt es das Problem, dass die Langzeitarbeitslosen nie wieder, selbst wenn sie wollten, zurück ins Arbeitsleben finden würden, weil sie keine Unterstützung vom Jobcenter mehr haben.