Grzegorz: „Und dann lebe ich wieder“

Grzegorz (Bild: Max Nölke)

„Meine Geschichte in Deutschland beginnt mit einer Familienzusammenführung 1989. Ich war damals 24 Jahre alt und es war alles andere als einfach sich anzupassen. Die Mauer war gefallen und vieles war durcheinander, weil damals eine ganze Welle von Einwanderern nach Deutschland kam. Was die Menschen seinerzeit wie heute beschäftigt, ist häufig die Angst, die Ungewissheit, vielleicht auch eine fehlende Vorstellungskraft.

Ich hatte früh schon Ziele und konnte dadurch schnell in diesem Land Fuß fassen. Nicht zum letzten Mal in meinem Leben dank der Musik. Schon als kleiner Junge habe ich in Polen angefangen zu trommeln, dann Musik am Konservatorium studiert und am Musiktheater im polnischen Gleiwitz im Orchester gespielt. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich in einer Big Band in Wuppertal angefangen. So konnte ich meinen Anker setzen.

Die zweite große Leidenschaft, die sich wie ein Band durch mein Leben zieht, ist die Kunst, in erster Linie das Fotografieren. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren. Du kannst zu jedem Menschen eine Geschichte erzählen. Na klar, Vögel und Natur sind auch schön, aber das menschliche Spektrum ist ein Wahnsinn. Jede Situation, jeder Moment von Menschen ist eine Geschichte, die es festzuhalten gilt. Ich weiß wirklich nicht, ob ich derjenige wäre, der ich heute bin, wenn ich die Musik und die Kunst nicht gehabt hätte. Wenn ich traurig bin, setze ich mich nicht vor den Fernseher, nein, ich höre Musik oder gehe in eine Vernissage, gucke, höre, tausche mich aus – und dann lebe ich wieder.“

/ Max Nölke 

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