Hack for good: Hamburgs Schulen und die Digitalisierung

Die Stadt hat mit Unterstützung des Bunds massiv in Digitalisierung investiert. Auch das Programmieren gewinnt an Hamburgs Schulen immer mehr an Bedeutung. Ein gemeinnütziges Projekt sticht besonders hervor: die Hacker School
Kleine Hacker im Einsatz: Programmieren kann Spaß machen (©Hacker School Hamburg)
Julia Freudenberg ist Geschäftsführerin der Hacker School (©Hacker School Hamburg)

Apps entwickeln und Programme schreiben. Das sind Skills, die in einer zunehmend von Digitalisierung geprägten Welt an Bedeutung gewinnen. Hacken, das ist Handwerk. Eines, das keineswegs nur dem Bösen dient, auch wenn Missbrauch dafür gesorgt hat, dass der Begriff mittlerweile negativ besetzt ist. Statt das Programmieren aber Kriminellen und Manipulatoren zu überlassen, setzt eine gemeinnützige Institution seit zehn Jahren darauf, alle jungen Menschen fit im Umgang mit Tools und Sprachen zu machen. Die Rede ist von der in Hamburg beheimateten Hacker School.

Deren Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler nachhaltig auf die digitale Welt und die Herausforderungen der Berufswelt zu vorzubereiten. Der Ansatz ist ehrgeizig. Spätestens ab 2030 sollen jährlich alle achten Klassen mit Programmierkursen erreicht werden. Dafür wird mit Unterstützern aus der Wirtschaft und Schulen kooperiert. „Wir möchten, dass jedes Kind in Deutschland das Programmieren kennenlernt, bevor es sich für einen Beruf entscheidet. Deswegen gehen wir online in die Schulen und begeistern die Jugendlichen spielerisch dafür mit Kursen am Vormittag. Gleichzeitig vermitteln wir die nötigen Skills für die Zukunft und eine IT-Berufsorientierung“, sagt Geschäftsführerin Julia Freudenberg.

Im Jahr 2024 hätten so rund 27.000 Kinder und Jugendliche erreicht werden können. Aber gibt es auch genug Unterstützung aus Politik und Wirtschaft, die über warme Worte hinausgeht? „Ja, es gibt Unterstützung. Und wir sind für jedes Engagement dankbar. Aber viel zu oft fehlt es immer noch am echten Commitment“, so Freudenberg. Und weiter: „Wir bekommen ständig gesagt, wie wichtig unsere Arbeit und wie geil unser Angebot ist. Aber wir brauchen flächendeckend zuverlässige Kooperationen, damit wir wirklich nachhaltig was bewegen können. Und wir brauchen das nötige Geld dafür.“

Hamburg hat vom Digitalpakt Schule profitiert 

Digitales Lernen ist seit Jahren im Fokus, wenn es um nachhaltige Bildung geht. Zuletzt hat Hamburg kräftig vom Digitalpakt Schule profitiert. Der Bund hat seit 2019 insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur an Schulen in Deutschland bereitgestellt. So konnten laut Schulbehörde 114 Millionen Euro in die Anschaffung von Tablets, Beamern und anderen digitalen Geräten fließen. Die Hansestadt hat als eines der ersten Bundesländer die Mittel des Digitalpakts abgerufen. Und das Geld aus dem Topf vor allem in Aufbau und Verbesserung der digitalen Vernetzung, in den Ausbau von WLAN in jedem Unterrichtsraum, in Aufbau und Weiterentwicklung digitaler Lernplattformen, in digitale Tafeln für jeden Unterrichtsraums sowie in digitale Arbeitsgeräte wie VR-Brillen und Laptops, Notebooks und Tablets investiert.

An Hamburgs staatlichen Schulen unterstützen mittlerweile rund 140.000 digitale Geräte das Lernen, mehr als 70 Prozent aller Schulen verwenden die digitale Lernplattform namens LMS.Lernen. Hamburg  und die Teilnahme der Lehrkräfte an Fortbildungen zum Thema hat sich seit der Zeit vor dem Pakt mehr als verdoppelt. 

Wer hacken kann, punktet mit den Skills womöglich später im Berufsleben (©Hacker School Hamburg) 

Digitalisierung als neue Form sozialer Ungleichheit?

Die Digitalisierung in Hamburgs Schulen zeigt also Fortschritte, doch Eltern und Lehrkräfte kritisieren weiterhin Lücken bei der Ausstattung und der praktischen Umsetzung sowie Wartung und Pflege. „Die Digitalisierung darf nicht zur neuen Form der sozialen Ungleichheit werden“, sagt etwa Nicole Zeidler, Mitglied im Vorstand der Elternkammer Hamburg. Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwächeren Familien hätten oft keinen Zugang zu digitalen Endgeräten, während Lehrkräfte noch immer nicht ausreichend für den digitalen Unterricht geschult seien. „Die Digitalisierung muss alle mitnehmen, sonst verstärkt sie die Ungerechtigkeiten“, so Zeidler. Es ist also noch was zu tun.

Und hier liegt das Problem. Denn die Verhandlungen mit dem Bund über die Fortschreibung des Digitalpakts liegen angesichts der politischen Situation in Berlin derzeit auf Eis. Was mit einer neuen Bundesregierung daraus wird, ist unklar. Der aktuelle Bildungsminister Cem Özdemir setzt auf eine Fortsetzung: „Der Digitalpakt 2.0 muss ein Gesamtkonzept für digitale Bildung in Deutschland liefern. Dafür brauchen wir eine stärkere Fortentwicklung pädagogischer und mediendidaktischer Aspekte zum Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht.“

Wir bekommen ständig gesagt, wie wichtig unsere Arbeit und wie geil unser Angebot ist. Aber wir brauchen flächendeckend zuverlässige Kooperationen, damit wir wirklich nachhaltig was bewegen können

Julia Freudenberg, Geschäftsführerin Hacker School Hamburg

Worte, die nach den Bundestagswahlen im Februar 2025 womöglich nicht mehr viel wert sind. Wenn andere in Berlin regieren und Schwerpunkte neu gesetzt werden. Für Hamburg wäre der Verzicht auf einen Digitalpakt 2 eine große Herausforderung. Die Rede ist von Tausenden mobilen Endgeräten, die in den kommenden Jahren ausgetauscht werden müssen, weil sie veraltet sind. Das soll mehr als 20 Millionen Euro kosten. Ganz abgesehen davon, dass es nicht nur um Hardware geht. Sondern eben darum, nachhaltig am Ball zu bleiben und auch Pädagogen digital zu schulen.   

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG SCHULE 2025 erschienen. 

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