Hafenklang: „Gespendet, dass uns ganz schwindelig wurde“

Das Wasser stand dem Hafenklang finanziell bis zum Hals. Doch dank einer Crowdfunding-Kampagne konnte der alternative Musikclub an der Großen Elbstraße die Insolvenz abwenden. Wie geht es jetzt weiter? Ein Kurzinterview mit Rosa Muminovic, Vereinsmitglied des Hafenklang e. V. 
Die Zukunft vom Hafenklang ist vorerst gesichert (©Karoline Gebhardt)

SZENE HAMBUGR: Rosa, in weniger als 48 Stunden kamen beim Crowdfunding für das Hafenklang über 100.000 Euro zusammen – wie habt ihr das geschafft?

Rosa Muminovic: Das haben wir allein dem Support unserer Community zu verdanken. Unsere Notlage hat sich in der Szene schnell herumgesprochen, da wurde nicht lange gefackelt, um uns zu unterstützen und gespendet, dass uns ganz schwindelig wurde. Wir sind sehr dankbar dafür und uns ist bewusst, dass wir dadurch auch einen Haufen Verantwortung tragen, damit das nicht alles umsonst war.

Habt ihr mit solch einer Welle der Solidarität gerechnet?

Wir haben natürlich all unsere Hoffnungen in das Crowdfunding gesetzt und kennen auch unsere Reichweite. Aber dass die Sache so schnell Fahrt aufnimmt, wir in 48 Stunden das Kampagnenziel erreichen und wir wieder Oberwasser gewinnen, hat uns dann wirklich umgehauen.

Hafenklang-Crowdfunding: „Jeder zusätzliche Euro hilft“

Das gesetzte Ziel von 100.000 Euro ist erreicht, das Hafenklang ist gerettet. Mittlerweile sind sogar mehr als 156.000 Euro (Stand: 27. August 2024) zusammengekommen und die Kampagne läuft noch über drei Wochen – welche Maßnahmen plant ihr mit den zusätzlichen Spenden?

Das Ziel von 100.000 Euro war mehr als sportlich angesetzt. Das hätte nur das Gröbste abgewendet und wir können damit unsere offenen Rechnungen der letzten Jahre endlich zahlen. Jeder zusätzliche Euro hilft uns jetzt, über das Sommerloch zu kommen und Personalkosten, Miete etc. zu bezahlen. Wenn von dem Geld noch etwas übrig bleibt, investieren wir in Struktur und Modernisierung. Für mehr Details empfehle ich unsere Social-Media-Kanäle, da gibt es regelmäßige Updates.

Uns ist bewusst, dass wir dadurch auch einen Haufen Verantwortung tragen, damit das nicht alles umsonst war

Rosa Muminovic

Bevor wir das Geld ausgeben können, wird es aber noch ein wenig dauern. Nach Abschluss des Crowdfundings gibt es eine Wartezeit von 21 Tagen. Erst dann wird der Betrag auf unser Konto überwiesen, abzüglich der fünf Prozent Provision, die die Crowdfunding-Plattform erhält. Der Rest der wird dann größtenteils ganz normal mit 19 Prozent als Einnahmen versteuert. Vor Oktober können wir also keine großen Sprünge machen, sondern müssen weiterhin sehr sparsam haushalten. Danach können wir uns dann aber vor allem wieder leisten, Künstler:innen und Bands zu buchen, die als Newcomer oder Nischenmusik gelten, sprich ein finanzielles Risiko für uns darstellen. Davon mussten wir in den letzten Monaten leider absehen.

Musikclubs als Kulturinstitutionen zweiter Klasse

Was wollt ihr mit dem Hafenklang zukünftig anders machen, um nicht noch einmal in eine ähnliche Situation zu geraten?

Wir werden uns intern besser aufstellen und arbeiten daran unsere Arbeitsweise weiter zu optimieren. Eine Umstellung der Lichttechnik auf LED wird helfen, die Betriebskosten einzudämmen und weitere Stromfresser im Laden sollen möglichst bald ausgetauscht werden.

Mit großen Kostensenkungen können wir aber nicht rechnen. Lohnniveau und Personaldecke sind bereits sehr schmal angesetzt. Einen Club mit Live-Musik zu betreiben in dem Maßstab, wie es das Hafenklang macht, ist leider immer nahe an der Selbstausbeutung. Wir machen das aus Leidenschaft, aber natürlich müssen wir auch wirtschaftlich denken.

Was wünscht ihr euch von der Politik?

Um die Welle des Clubsterbens zu stoppen, ist es essenziell, dass die Etats für Clubs und unabhängige Konzertbühnen denen von Theater-, Opern- und Konzerthäusern angeglichen werden. Und zwar schnell. Bevor es zu spät ist und nichts mehr übrig ist, was zu retten wäre.

Erst 2021 wurde den Musikclubs und Livemusikspielstätten vom Bundestag ein kultureller Bezug zugesprochen. Bis dahin wurden Clubs mit Wettbüros, Casinos, Spielhallen, Sex-Kinos und Bordellen (als Vergnügungsstätten, Anm. d. Red.) auf eine Stufe gestellt. Die Baunutzungsverordnung, die den genauen Umgang wie zum Beispiel die örtliche Lage der Spielstätten regelt, wird jetzt überarbeitet. Der aktuelle Entwurf manifestiert aber nun Clubs und Livemusikspielstätten als Kulturinstitutionen zweiter Klasse und stellt sie nicht mit Theater- und Konzerthäusern gleich. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Clubbetreiber:innen und spiegelt die Borniertheit wider, mit der wir als Musikclub zu kämpfen haben.

Hafenklang, Große Elbstraße 84

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