Kaufmannsladen bedeutet Nachbarschaftsladen bedeutet Treffpunkt. Dragan Jankoveckis Arbeitsplatz ist so ein Treffpunkt. Seit rund 20 Jahren ist er Besitzer vom Kaufmannsladen an der Bahrenfelder Straße, einem kleinen Laden um die Ecke, mitten im Stadtkern von Ottensen. Hier verkauft er über 200 verschiedene Gewürze, viele Sorten Tee, Trockenfrüchte, Kochutensilien, Geschirr. Auch Eier, Honig und Kartoffeln finden in den deckenhohen Holzregalen Platz. Der gebürtige Kroate geht mit offenen Augen durch die Welt, immer auf der Suche nach neuen Schätzen für sein Sortiment. Ein bestimmtes Auswahlkriterium gibt es dabei nicht. „Ich reise gerne ins Ausland, gucke alle Produkte an und lerne die Leute kennen. Es ist wichtig, dass Produkte nicht nur mir persönlich gefallen, sondern ich muss herausfinden, wer das Produkt mögen und kaufen könnte.“ Gar nicht so einfach: Jankoveckis Kunden sind Nachbarn, Urlauber und Hamburger, die quer durch die Stadt fahren, um ihr Lieblingsgewürz zu bekommen. Wer kann da schon so genau wissen, was all diese Menschen möchten. Ein Besuch im Kaufmannsladen verdeutlicht zumindest: Jankovecki hat ein Gefühl für die Wünsche derer, die bei ihm reinkommen. Herzliche Begrüßungen, kurzer Schnacks über dies und das – das gibt es nicht überall, aber hier. „Eine Frau wollte einmal einen Handmixer kaufen“, erzählt Jankovecki. „So etwas biete ich hier gar nicht an. Ich habe ihr dann meinen eigenen ausgeliehen. Alles kommt immer zurück und manchmal noch mit einem Keks dazu.“
„Vergessene Dinge“
Übrigens: Kein Produkt im Kaufmannsladen ist aus Plastik. „Die Leute wollen robuste Sachen. Ein Produkt wie eine Zitronenpresse ist ja eigentlich nicht besonders interessant, aber aus Glas, so wie ich sie hier anbiete, bekommt man sie eigentlich fast nirgendwo mehr, das macht die Sache interessant für die Kunden.“ Langlebigkeit ist Jankovecki ebenso wichtig wie „vergessene Dinge“, also welche, die die Kunden noch aus ihrer Kindheit kennen. „Manche kommen in den Laden und sagen: ,Das hatte meine Oma früher auch!‘ Und dann kaufen sie es.“
„Ich konnte teils gar nicht so schnell Zitronen machen, wie die Leute sie gekauft haben.“
Dragan Jankoveck vom Kaufmannsladen
Der Kaufmannsladen bietet außerdem viele Produkte von familiengeführten Unternehmen, etwa das Geschirr. Jankovecki: „Geschirr kauft man, wenn man am entspanntesten ist, deswegen ist es unter Urlaubern auch so beliebt. Ich selber habe auch viel Geschirr von meinen Reisen zu Hause – obwohl ich hier doch eigentlich genug habe.“
„Selbst gemacht“
Ins Auge stechen im Laden auch die vielen Etiketten mit der Aufschrift „eigene Mischung“ oder „selbst gemacht“. Zum Beispiel bekommt man bei Jankovecki hausgemachten Kakaokuchen, Energiebällchen und selbst eingelegte Zitronen. Die sind besonders beliebt, und das nicht nur unter Kunden, die sie für ihre Ottolenghi-Rezepte brauchen: „Ich konnte teils gar nicht so schnell Zitronen machen, wie die Leute sie gekauft haben.“ Ganz egal, was es ist, das man im Kaufmannsladen sucht – oder ob man überhaupt etwas sucht: Man wird meistens fündig.
Noch mehr Hamburger Traditionsläden
Bis zum 20. Oktober 2023 zeigt SZENE HAMBURG noch fünf weitere Hamburger Traditionsläden. Immer montags und freitags öffnen sie für uns ihre Türen und erzählen ihre Geschichte
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.
