Hamburger Traditionsläden: Mützenmacher Eisenberg

Shop-Ketten gibt es wie Sand am Meer. Die sogenannten kleinen Läden um die Ecke, vor allem welche mit Geschichte, immer weniger. SZENE HAMBURG präsentiert noch bis zum 20. Oktober 2023 sechs Hamburger Traditionsläden. Heute: Mützenmacher Eisenberg –Handwerkskunst für den Kopf und das seit über 130 Jahren
Hamburger Traditionsläden: Mützenmacher Eisenberg
Helmut Schmidt war schon sein Kunde: Lars Kützel (©Paula Budnik)

Es sind nicht bloß die vergilbten Postkarten und Fotos an den Wänden, die den Eindruck vermitteln, dass hier die Zeit stehen geblieben ist. Hier, das ist das Geschäft von Lars Kützel in der Steinstraße. Seit 1892 werden hier bei Mützenmacher Eisenberg Hüte und Mützen gefertigt sowie verkauft. Dass das Firmenschild noch der Name Eisenberg ziert, liegt daran, dass der Laden über drei Generationen von Familien Eisenberg geführt wurde. Nun also sitzt Kützel an der Nähmaschine in der Werkstatt, die direkt hinter dem Verkaufstresen ihren Platz hat. An seiner Seite auf dem Fußboden: ein Pärchen französischer Bulldoggen.

Schon als kleiner Junge lernte Kützel das Geschäft des Mützenmachers kennen. Sein Vater, der als passionierter Segler hier seine Mützen erwarb, nahm den Jungen oft mit. Als die beiden irgendwann erfuhren, dass es für das Geschäft keinen Nachfolger geben und der letzte Eisenberg im Laden in den Ruhestand gehen würde, schlug Lars Kützels Vater vor, sein Sohn könne doch den Beruf erlernen. Kützel: „Ich stand gerade mit gepackten Taschen im Flur, auf dem Weg in den Urlaub. Ich fuhr auch erst mal los. Aber gleich, als ich wiederkam, fing ich an zu arbeiten.“ Es war der berühmte Sprung ins kalte Wasser, denn: „Ich konnte gar nicht nähen!“

„Eine für die Arbeit, eine für den Alltag und eine für sonntags“

Nachdem Kützel ein Jahr bei Eisenberg gearbeitet hatte, übernahm er das Geschäft. Vorerst weiterhin mit Unterstützung vom ehemaligen Inhaber. Und es gab allerhand zu tun. Damals arbeiteten 100.000 Menschen im Hafen. Und: „Jeder brauchte drei Mützen. Eine für die Arbeit, eine für den Alltag und eine für sonntags.“ Nicht nur Männer kamen seitdem in das Traditionsgeschäft. Auch Frauen verschlug es hierher – vor allem nach einer maritimen Modenshow von Karl Lagerfeld, bei der Kützels Mützen zu sehen waren: „Danach ging es massiv los.“

Gleich, als ich wiederkam, fing ich an zu arbeiten.

Mützenmacher Lars Kützel

Einer der prominentesten Kützel-Kunden: der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt. Er kaufte hier seine „Elblotsen“. „Nebenan war sein Friseur, also kam er immer mal wieder, um eine neue Mütze anfertigen zu lassen oder abzuholen“, so Kützel.

Als Einsteigermodell empfiehlt Kützel übrigens den „Fleetenkieker“. Diese und 17 weitere hanseatische Mützen kann man neben Krawatten, Hosenträgern, Handschuhen, Schals und dem Kolani, einer warmen Wind- und Wetterjacke, beim Mützenmacher in Hamburg anfertigen lassen und erwerben. Auch für individuelle Sonderwünsche ist Kützel zu haben. Und reparieren lassen kann man die Mützen hier auch – damit sie noch in 130 weiteren Jahren gut aussehen.

Noch mehr Hamburger Traditionsläden

Im Oktober 2023 zeigt SZENE HAMBURG sechs Hamburger Traditionsläden. Immer montags und freitags öffnen sie für uns ihre Türen und erzählen ihre Geschichte.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.

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