Mit dem Spendenprojekt wird Obdachlosen in Hamburg geholfen – und das schon seit acht Jahren. HILF MAHL!-Organisator Dietmar Hamm über die Herausforderungen im Bereich der Obdachlosenhilfe und das erforderliche Umdenken während der Corona-Krise
Interview: Eira Richter
SZENE HAMBURG: Dietmar Hamm, die Corona-Pandemie stellt die gesamte Gesellschaft vor immer neue Hürden. Was empfinden Sie im Bereich der Obdachlosenhilfe durch HILF MAHL! momentan als größte Herausforderung?
Dieter Hamm: Das Besondere an der Pandemie ist, dass die Appelle, in der eigenen Wohnung zu bleiben, die Menschen nicht erreicht, die ohne Wohnung sind. Das Schicksal, obdachlos zu sein, kann sich nicht stärker zeigen als jetzt.
Der Schutz des eigenen Lebens und der Schutz der anderen kann für Menschen ohne Obdach nur mithilfe von Gemeinschaften, die sich der Obdachlosenhilfe zuwenden, versucht werden. Menschen ohne Wohnung leben in besonderer Not.
HILF MAHL! kann zur Zeit leider nur einen kleinen Beitrag zur Linderung leisten, da die HILF MAHL!-Spenden gemeinsam mit Hamburger Gastronomen und deren Gästen gesammelt werden. Da die Gastronomien geschlossen sind oder nur Take-away-Service anbieten dürfen, müssen wir versuchen, Direktspenden an HILF MAHL! von Bürgern und Unternehmen für unsere Projekte zu erhalten.
Besondere Wahrnehmung
Erforderte die Umstellung während des Lockdowns besondere logistische Anstrengungen?
Es bedarf der besonderen Wahrnehmung von HILF MAHL! in den Restaurants, die einen Take-away-Service anbieten. Vor Corona informierte das Restaurant die Gäste durch Tischaufsteller oder persönliche Ansprache über HILF MAHL!.
Die Gäste sind dann nach einem guten Essen auch gerne bereit zu spenden, weil sie HILF MAHL! schätzend kennengelernt haben. An der Abholstation des Restaurants ist die Sensibilisierung für HILF MAHL! nicht immer möglich. Das Essen zum Mitnehmen wird ja sonst kalt.
Wird die Spenden-Option auf dem neuen Weg häufig genutzt?
Wir freuen uns sehr darüber, dass in der Vergangenheit viele Gäste gerne in Restaurants speisten, die HILF MAHL! unterstützen und erkannt haben, dass ihre Spende hilft. Deshalb kommt es auch zunehmend vor, dass wir eine Überweisung von Restaurantgästen erhalten mit dem Hinweis, dass sie den Betrag sonst gerne im Restaurant gespendet hätten und HILF MAHL! die Spende auf diesem Wege zukommen lassen.
Denken Sie über eine zeitliche Ausweitung der Spenden-Option auch über den Winter hinaus nach?
In der Vergangenheit war der Fokus, das Spenden auf den Winter zu konzentrieren, sicher stimmig. Einige Spendenprojekte von HILF MAHL! laufen jedoch auch ganzjährig, und bedingt durch die besonderen Erschwernisse und Gefahren für obdachlose Menschen in der Pandemiezeit, werden wir nicht pausieren, zu helfen.
SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2021. Das Magazin ist seit dem 28. Januar 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!