LEVI.SCT: „Habe mir nie Gedanken gemacht, ob das ankommt“

Klassik vermengt mit Sounds aus dem Hier und Jetzt: Dem hat sich der Hamburger Levi Schlechtmann alias LEVI.SCT verschrieben. Ein Gespräch über frühe Klavierwettbewerbe und das Werden seiner heutigen Klangästhetik
Kann Klassik, kann Hier und Jetzt: LEVI.SCT Foto: Finn Bündert
Kann Klassik, kann Hier und Jetzt: LEVI.SCT Foto: Finn Bündert

SZENE HAMBURG: Levi, mit neun Jahren hast du begonnen, an klassischen Klavier-Wettbewerben teilzunehmen. Erinnerst du dich an deine damaligen Ziele? Was wolltest du so früh musikalisch erreichen?

LEVI.SCT: Ich habe damals einfach gespielt – das Klavier war für mich selbstverständlich, und die Wettbewerbe gehörten irgendwie einfach dazu. Es wurde zur Routine: Jedes Jahr habe ich an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen, und das hat mir Spaß gemacht. Wenn ich dann gewonnen habe, hat mich das natürlich motiviert, weiterzumachen und mich an größere Wettbewerbe heranzuwagen.

Es heißt, mit zwölf Jahren wolltest du dann DJ werden. Mit bevorzugter Musikrichtung?

Ich war total fasziniert von der elektronischen Musik, die damals populär war – David Guetta, Skrillex, Avicii, Dubstep, House. Ich wollte verstehen, wie diese Sounds entstehen, und habe mir die Demo-Version von FL Studio heruntergeladen. Da man dort nichts abspeichern konnte, musste ich jeden Track an einem Tag fertigstellen. So ist tatsächlich täglich ein neues Stück entstanden. Wenn ich sie mir heute anhöre, finde ich das ziemlich witzig – aber das war mein Einstieg in die elektronische Musik.

Überraschungsmoment: Die Findung des modernen Klassik-Stils kam eher zufällig

Womöglich war diese Zeit auch die, in der klar wurde: Klassik und Klangästhetiken aus dem Hier und Jetzt – das wird deine Zukunft?

Nein, das war noch nicht der Moment. Ich wollte damals unbedingt klassischer Pianist werden. Mit 16 Jahren habe ich dann einen internationalen Wettbewerb gewonnen, und ab da war für mich klar, dass ich mich ganz auf die Klassik konzentrieren und noch größere Wettbewerbe spielen wollte. Die Idee, Klassik mit modernen Elementen zu verbinden, kam erst viel später. 2017 habe ich aus Spaß ein Chopin-Stück neu arrangiert und auf Instagram hochgeladen – ohne jede Absicht. Dass daraus einmal mein heutiger Stil entstehen würde, hätte ich nie gedacht.

„Ich möchte irritieren“, hast du einmal über deine Musik gesagt, die du heute machst – nämlich den Kurzschluss zwischen Brahms, Chopin und Co. mit unter anderem HipHop-Beats. War dir von vornherein klar, dass das ankommen würde?

Neues zu schaffen, bedeutet immer, zu irritieren. Wenn etwas anders ist, wird es Reaktionen geben – positive wie negative. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, ob das ankommt. Bis zu meinem 23. Lebensjahr wollte ich einfach nur klassischer Pianist sein und meine Gefühle über die Musik ausdrücken. Erst bei meinem ersten Konzert mit Beats, 2023, habe ich gemerkt, dass das live funktioniert – und dass ich das unbedingt weitermachen will.

Neues zu schaffen, bedeutet immer, zu irritieren

LEVI.SCT

Tatsächlich kam es extrem gut an – du füllst mittlerweile große Hallen, dein neues, zweites Album „Classified Fusion“ stellst du etwa in der Elbphilharmonie vor. Erneut zu Zielen: Kann es noch größer kommen für dich als Künstler – und wenn ja, was wäre deine Idealvorstellung?

Ich freue mich sehr auf das Konzert am 10. November in der Berliner Philharmonie – es wird das Release-Konzert meines neuen Albums. Im Dezember folgt dann ein großes Konzert mit Orchester, und auf der Album-Tour kehre ich im April 2026 noch einmal in die Elbphilharmonie zurück. Aber für mich geht es nicht um immer größere Bühnen, sondern um das, was dort passiert. Meine Vision ist, dass Menschen ohne Vorurteile gegenüber klassischer Musik ins Konzert kommen. Klassik ist mehr als Etikette und Regeln – sie kann lebendig, emotional, überraschend sein. Ein Konzert sollte sich anfühlen wie ein Kinoerlebnis – mit oder ohne Beats.

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