Kolumne: Ich kann auf die Reeperbahn – oder warum das lange Wochenende der Musik ein entspannteres Publikum auf den Kiez spült
Unsere geile Meile. Die Muse von Udo Lindenberg und Jan Delay, Hamburgs bunteste Straße musste in der jüngsten Vergangenheit viel einstecken: Kritik an der zunehmenden Dichte von Glitzer-Entertainment, Dönerläden und Energy-Kiosken. Alljährliches Geknatter von Schlagerfans und Motorrad-Rockern. Und dann auch noch der Brand auf der Bühne des Spielbudenplatzes. Eine Woche vor dem zehnten Reeperbahn Festival.
Was ich aber immer wieder feststelle – und unser Büro liegt ja seit fünf Jahren direkt neben der Reeperbahn: Das Festival schafft es jedes Jahr, dass wirklich interessante Menschen nach St. Pauli kommen.
Und damit meine ich nicht nur die Bands oder Speaker, sondern in erster Linie die 28.000 Besucher, die das lange Wochenende Jahr für Jahr anlockt. Wirklich: sehr spannendes und entspanntes Publikum. Ich möchte mal unterstellen: Publikum, das auch weniger an Fassaden pisst, weniger Pizza nach dem Verdauungsvorgang zurück auf Bordsteine schmettert, weniger hemmungslos in Hauseingängen pettingt als andere Gäste.
Ich mag die Woche der Musik immer, weil sie es schafft, dass wirklich coole Engländer, Australier oder Amerikaner nach Hamburg kommen. Relaxte Skandinavier, Holländer und Kanadier. In Clubs, Bars oder morgens im Mothers Finest Café.
Außerdem haben mit dem neuen Sommersalon, dem Häkken, überhaupt dem Klubhaus und unserem Unterm Strich – pünktlich zum Festival – auch gleich ein paar neue Läden die Reeperbahn befruchten dürfen. Ich hoffe, dass die gute Stimmung von Hamburgern, Gästen und Branchenleuten wieder lange anhält und freue mich auf das nächste Reeperbahn Festival, aber auch auf das nächste Reeperbahn Wochenende. Reeperbahn, Du geile Meile, auf die ich kann.
Habt einen schönen Start in die Woche, wir lesen uns Sonntag wieder, Jannes
Foto: Julia Schwendner
Who the fuck is Jannes?
Jannes Vahl hat den gemeinnützigen Verein Clubkinder e.V. gegründet. Mit Konzerten, Partys oder Events sammelt er Spenden für soziale Projekte in Hamburg, beispielsweise mit der Tagebuchlesung. Außerdem leitet er die Kreativagentur Polycore mit Büro auf St. Pauli. Mit seinem Compagnon Joko setzt er hier Projekte um. Jannes Vahl hat 5.000 Facebookfreunde, trinkt Craft-Bier, mag die Band Pearl Jam und versendet digitale Herzchen. In seiner neuen Kolumne berichtet er jeden Sonntag über ein Hamburger Thema, das ihn in der letzten Woche beschäftigt hat.