Kolumne: Können wir bei euch pennen?
Der Sonntag ist ein perfekter Tag zum Einigeln. Von Montag bis Freitag sitzt man sich den Po in der Firma schläfrig. Samstag ist Zeit für Wäsche, Putzen und Sport. Zwischendurch Party. Sonntag macht man es sich in seinem Nest gemütlich. Spätestens abends zum Tatort.
Doch was, wenn man gar kein Zuhause hat?
In Hamburg leben derzeit etwa 2000 Menschen auf der Straße. Ihnen gegenüber stehen wenige Hundert Plätze in Unterkünften. Einrichtungen für Obdachlose, wie das Pik As oder der StützPunkt, sind nicht nur völlig überfüllt, sondern teilweise auch von der Schließung bedroht. Die Bahnhofsmission, die früher Obdachlose an diese Einrichtungen verwiesen hat, muss sie nun selbst mit dem Nötigsten versorgen. 700 neue Plätze hat der Senat angekündigt – laut einer Recherche von ZEIT online sei jedoch kein einziger hinzugekommen. Das wurde letzte Woche publik gemacht.
Diese Nachricht hört sich schon so schrecklich normal an: Hamburg hat zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Betroffen sind davon neben Studenten und Zuwanderern (ob aus Oldenburg, Berlin oder dem Damaskus) vor allem Obdachlose. Lebst du erst einmal auf der Straße, ist es unheimlich schwer wieder eine feste Bleibe zu finden. Für „besonders vordringlich Wohnberechtigte“ sollen nun 200 neue Einheiten entstehen. Plus 2000 öffentlich geförderte Mietwohnungen. Und wieder dieses Wort „sollen“. Denn wirklich hinterher kommt die Stadt wohl auch weiterhin nicht.
Deshalb gingen auch letzte Woche wieder Menschen auf die Straße und protestierten vor dem Rathaus – unter anderem für zusätzliche Notübernachtungsplätze. Denn es ist nicht normal, dass einige Menschen auf dem Pflaster schlafen, während andere auf ihren Pumps an ihnen vorbeistöckeln. Nur weil man sich an etwas gewöhnt ist es nicht ok.
Ich finde es gut hinzuschauen – zu Dorina, die unter der Sternbrücke sitzt, den Punkern auf der Reeperbahn oder Hinz & Kunzt Verkäufern in der U-Bahn. Und ich will über Lösungen nachdenken. Wie wäre es mit einer Crowdfundig-Aktion für den StützPunkt?
Habt einen schönen Start in die Woche, wir lesen uns Sonntag wieder, Jannes
Who the fuck is Jannes?
Jannes Vahl hat den gemeinnützigen Verein Clubkinder e.V. gegründet. Mit Konzerten, Partys oder Events sammelt er Spenden für soziale Projekte in Hamburg, beispielsweise mit der Tagebuchlesung. Außerdem leitet er die Kreativagentur Flutlotsen mit Büro auf St. Pauli. Mit seinem Compagnon Joko setzt er hier Projekte um. Jannes Vahl hat 5.000 Facebookfreunde, trinkt Craft-Bier, mag die Band Pearl Jam und versendet digitale Herzchen. In seiner neuen Kolumne berichtet er jeden Sonntag über ein Hamburger Thema, das ihn in der letzten Woche beschäftigt hat.