Die Uni Hamburg ist Jodel-Hochburg. Gemeint ist aber nicht der Gesang aus den Alpen, sondern eine App, die viele Studenten in ihren Bann zieht.
Anonym, offen und ungehemmt kann man auf Jodel Sprüche klopfen oder sich mitdem #jhj – Jodler helfen Jodlern – Rat holen. Vieles dreht sich hierbei um Karma. Wird dein Post mit Upvotes belohnt, gibt’s gutes Karma. Kaufen kann man sich dafür nichts, aber es fühlt sich gut an.
Seit 2014 werden schon auf Jodel Sprüche geklopft, die jeder in einem Umkreis von 10 Kilometern lesen kann. Im letzten Jahr legte die App noch mal tüchtig an Beliebtheit zu. Gepostet werden Bilder oder knappe Texte. Über eine Million Nutzer schreiben bis zu 600.000 Kurznachrichten pro Tag. Inhaltlich erinnert das Ganze stark an eine digitale Uni-Klowand, Stand-up-Comedy oder Selbsthilfegruppe. Die Standortbegrenzung führt zu einer sehr starken Bindung zu der Stadt, in der man jodelt. Für alle, die Jodel Hamburg noch nicht verfolgen, sind hier die wichtigsten Grundlagen, die man wissen sollte.
Die schönste Stadt der Welt
Hamburger Jodler sind sich in einer Sache einig: Hamburg ist die schönste Stadt der Welt. Und niemand kann uns etwas anderes erzählen. Egal ob hier geboren oder nur zu Besuch, wir lieben diese Stadt. An keinem anderen Ort bleibt man lieber im Bett liegen. Hier gibt es das beste Schietwetter, die schönste Hafenskyline und das beste Gebäck: Franzbrötchen. Ein Franz geht immer. Ob an einem stressigen Tag oder bei einem gemütlichen Sonntagsfrühstück: Franz muss mit. Und das halten wir in jede Menge (Foto-)Jodel fest, wenn wir von dieser Heimatliebe gepackt werden.
Das HVV Racing Team
Wenn du von A nach B möchtest: Unser HVV hat das beste Racing Team. Manni, so heißen die Busfahrer bei Jodel, fährt immer auf Bestzeit– am liebsten ein paar Minuten zu früh genau vor deiner Nase weg, den Blick auf die Rundenbestzeit gerichtet. Die Hochbahn macht auch mit – das Rennen der U1 und U3 an der Kellinghusenstraße ist ein Klassiker. Und mach dir keine Sorgen: Niemand findet den richtigen Ausgang am Jungfernstieg. In diesem Labyrinth aus Gängen und Treppen kommt man gern am falschen Ende der Stadt raus.
Jodel-Typologie
Die Erstis werden gern auf die Schippe genommen. Mit der perfekten Lunchbox und einer riesigen Kollektion Stifte stehen sie den Langzeitstudenten mit einem geliehenen Kuli gegenüber, die ihre Notizen auf einer Serviette machen. Und natürlich gibt es unter Studenten auch die ein oder andere Stichelei. Informatiker? Alles Jungfrauen. Jura-Studenten? Alle reich. Grundschullehramt? Malen in Klausuren nur Mandalas aus. Wer übermalt, ist durchgefallen. Aber eines haben alle Studenten gemeinsam: In der Klausurenphase sind alle lieber auf Jodel und jammern, wie schwer das Lernen fällt,wenn man durch Jodel abgelenkt wird. Schlussendlich sind Jodler auch nur ganz normale Studenten. Dank Jodel fühlt man sich weniger schlecht, wenn man sich am Ende des Monats das Geld für die letzten Nudeln mit zurückgegebenen Pfandflaschen zusammenkratzt. Eine Jodel-Weisheit: Am Ende des Geldes ist noch viel zu viel Monat über.
Katerstimmung
Trotzdem gehen wir am Wochenende feiern. Woran man das merkt? Die einzige Zeit, an der Jodel einmal schweigt, ist sonntagmorgens. Da ist eher Katerstimmung angesagt. Zeit für Bettgeschichten im Zeichen des #dlrh – einfachmal den Lörres reinhämmern. Ist ja schließlich alles anonym, da fallen die Hemmungen schnell. Oder Zeit, Bilder von seinen Haustieren zu posten. Und alle Tiere werden zu Katzen, in der Jodel-eigenen Schreibweise: Gadse, Bellgadse, Fluggadse, Nussgadse, Hoppelgadse (Katze, Hund, Vogel, Einhörnchen, Hase) – die Möglichkeiten sind endlos. Und damit bleibt nur noch zu sagen: Glückwunsch, du bist gerade zum Jodler geworden.
Text: Melina Morg
Quelle: Jodel
Ein Beitrag aus der SZENE Hamburg Uni Extra Frühjahr/Sommer 2017. Das Magazin für Hamburgs Studenten liegt kostenfrei auf dem Campus aus und ist zusätzlich als Heft im Heft in der April-Ausgabe unseres Stadtmagazins SZENE Hamburg erschienen.