Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Begleitet von hvv switch fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir John begegnet.
Protokoll & Foto: Kevin Goonewardena
„Wenn ich jetzt die Menschen mit einem Lächeln auf der Straße sehe, die sich fast wieder normal bewegen können, dann ist das einfach schön. Jeder von uns war von diesem verdammten Ding betroffen und wenn ich Ding sage, meine ich Corona.
Jede:r hat seine eigene Idee, seine Philosophie entwickelt, wie er oder sie mit dieser verdammten Zeit umgeht. Meine war: Locker sein und abwarten. Ich habe nicht erwartet, dass das früher zu Ende geht, das hat mich beschützt. Anfangs glaubte ich noch, dass Corona schnell wieder vorübergehen würde. Nach drei Monaten habe ich mir gesagt: Mach dir keine Illusionen, das wird jetzt länger dauern, also stell dich darauf ein.
Meine Philosophie ist immer: Was ich entscheiden kann, ist kein Problem. Nur was andere für mich entscheiden – entscheiden können oder müssen – dass kann ein Problem sein. Ist das vermeintliche Problem wirklich ein Problem? Das muss man dann analysieren.
„Wir sind das Problem, nicht das Leben“
Das Leben ist doch schön. Die Menschen haben Probleme, die Menschen machen Probleme, aber das Leben an sich ist schön. Wir sind das Problem, nicht das Leben. Wenn man sagt, das Leben sei schwer, dann denkt man nur an den Menschen und ignoriert die anderen Lebewesen. Alles was atmet, sogar die Bäume, die gehören dazu. Alles was lebt, ist etwas sehr Einzigartiges.
Als Taxifahrer, ich sag dir, da fahre ich manchmal Leute, denen es sehr gut geht und andere, die haben nichts und sind dann auch noch schwer krank. Ich mache auch viele Krankentransporte. Wenn ich von da Geschichten höre, sage ich mir immer: Hey, du kannst noch laufen, du kannst noch klar denken, wo ist dein Problem?! Es geht dir gut. Ich freue mich immer wie ein Dummkopf über das Leben. Manchmal gucke ich aus dem Fenster und sage mir: Du bist im Paradies.“