Theaterkritik: „Kabale und Liebe – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“

In „Kabale und Liebe …“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg verwandeln die Regisseure Barbara Bürk und Clemens Sienknecht Schillers Trauerspiel in ein Stück voller Witz und Werbung
Rock im Reifrock bei „Kabale und Liebe …“ im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (©Matthias Horn)

„Let’s stay together“ singen die Verliebten Ferdinand und Louise. Während sich ihre Lippen annähern, beendet eine forsche Männerstimme rüde die romantische Szene: „33 Prozent Rabatt auf Schweinenackensteaks“ schallt es aus dem Off. So klingt es, wenn ein Schauspiel-Klassiker zur Radio-Show umgebaut wird, in der Regie von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht. „Kabale und Liebe – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ heißt die aktuelle Folge, in der das Ehepaar nach bewährter Manier massive Eingriffe in ein populäres Original vornimmt, zur großen Freude des Publikums.

„Kabale und Liebe“ die Radio-Show

Das schaut auf ein inzwischen gut bekanntes Bühnenbild und damit den Radiomachern quasi über die Schulter, direkt ins Tonstudio: „Kanal Kabale“ bringt Schillers bürgerliches Trauerspiel zu Gehör, mit wenig originalem Text, zur Stimmung passenden Songs, Werbespots zur Unzeit und eine Menge zusätzlichen Dialogen. Dabei changiert der untergemischte Humor zwischen überraschenden Gags – „wir sind im Hause der Capulets … ähm“ – und flachem Wortwitz, wenn der Graf ein Pornograf wird oder der Hofmarschall zum Doofmarschall.

Die Story übersteht den Abend beziehungsweise die Radio-Sendung wie geplant nicht unbeschadet, doch beeindrucken kurze Auftritte (teilweise in historischen Kostümen) der für die Handlung wichtigen Personen gerade dadurch, dass sie Patzer im perfekten Timing vortragen. In den 110 pausenlosen Minuten macht es großen Spaß, Markus John, Ute Hannig, Michael Wittenborn, Yorck Dippe und Jan-Peter Kampwirth beim Singen und Tanzen im Sturm und Drang zuzuschauen und zuzuhören, bei „Father & Son“ von Cat Stevens ebenso wie bei „Just an Illusion“ der Band Imagination. Apropos: Inmitten der schauspielenden Profis kann Sienknecht als Akteur nicht bestehen. Der Musiker singt, textet, arrangiert, inszeniert und spielt mehrere Instrumente – das sollte reichen.

Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2025 erschienen. 

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