Filmkritik: Passagiere der Nacht

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Charlotte Gainsbourg zeigt in „Passagiere der Nacht“ einmal mehr ihr schauspielerisches Können (©Nord-Ouest Films, Arte France Cinema)

„Passagiere der Nacht“ von Mikhaël Hers ist ein Film voller versöhnlicher Stimmung in Augenblicken größter Wut, Verletzung und Enttäuschung, melancholisch und trotzdem leicht, meint unsere Autorin

Text: Britta Schmeis

Eine Frau, die nach der Trennung ihres Mannes vor dem Nichts steht, unter der Loslösung ihrer fast erwachsenen Kinder leidet, eine Brustkrebserkrankung mit sichtbaren und weniger sichtbaren Narben überstanden hat: Es ist eine universelle Geschichte. Doch wie der französische Drehbuchautor und Regisseur Mikhaël Hers davon erzählt, so präzise und doch beiläufig, so unaufdringlich und intensiv, und wie Charlotte Gainsbourg dieser Figur eine Sensibilität, Melancholie und zugleich Stärke verleiht, entwickelt einen sanften Sog, dem man sich nicht zu entziehen vermag, noch will.

Die Unmöglichkeit einer Liebe

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„Passagiere der Nacht“, seit dem 5. Januar 2023 im Kino (©eksystent Filmverleih)

Hers lässt seine Geschichte Anfang der 1980er-Jahre spielen, einer Zeit des Umbruchs, des Wandels, der Hoffnung auf bessere Zeiten. Doch schnell wird klar, eine schnelle Heilung der Welt wird es nicht geben, wenn überhaupt. Elisabeth (Charlotte Gainsbourg) ist gerade von ihrem Ehemann für eine Jüngere verlassen worden, lebt mit ihren beiden Kindern in der großzügigen ehelichen Wohnung in einer futuristischen Wohnsiedlung mit gigantischem Blick auf Paris. Es ist für sie Zufluchtsort, der wie ein Nest anmutet, aus dem Elisabeth, dieser verschreckte Vogel, schon bald verdrängt wird. Niemals gearbeitet, findet sie einen Job bei einer von der freundlichresoluten Vanda (Emmanuelle Béart) moderierten nächtlichen Radiosendung. Dort trifft sie auf die junge, drogenabhängige Herumtreiberin Talulah (Noée Abita), die sie mit nach Hause nimmt. Ihr pubertierender Sohn Matthias (Quito RayonRichter) verliebt sich in sie. Trotz der Unmöglichkeit dieser Liebe erleben auch sie ganz leichte Momente miteinander.

Reminiszenzen an Éric Rohmer und die Nouvelle Vague

Hers gelingt es, selbst in Augenblicken größter Wut, Verletzung und Enttäuschung eine sanfte, versöhnliche Stimmung zu erzeugen. Seine Figuren sind niemals von Böswilligkeit getrieben, sondern alle auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Bei aller Melancholie evoziert er eine hoffnungsvolle Leichtigkeit. Wunderschön auch seine Reminiszenzen an Éric Rohmer und die Nouvelle Vague.

„Passagiere der Nacht“, Regie: Mikhaël Hers. Mit Charlotte Gainsbourg, Quito Rayon-Richter, Noée Abita. 111 Min. Seit dem 5. Januar 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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