Körber Start-Hub: „Profit steht nicht im Fokus“

Wer eine Gründungsidee hat, tut gut daran, sich Rat von Profis zu holen – eh klar. Reichlich Profis sowie viele weitere angehende Gründerinnen und Gründer – und solche, die es bereits sind – kommen im Körber Start-Hub in der HafenCity zusammen. Ein Gespräch mit Leiterin Carmen Ludwig 
„Netzwerk spielt entscheidende Rolle“: Blick ins Körber Start-Hub (©Claudia Höhne)

SZENE HAMBURG: Carmen Ludwig, der Körber Start-Hub ist ein 500 Quadratmeter großer Co-Working-Space, in dem junge Menschen an ihren Gründungsideen feilen können. Was war bei der Entwicklung des Start-Hubs am wichtigsten?

Carmen Ludwig: Uns war wichtig, dass wir einen Ort schaffen, mit dem sich unsere entstehende Community identifizieren kann, daher verstehen wir uns auch nicht als reinen Co-Working-Space, sondern vielmehr als Anlaufstelle und Treffpunkt für junge Gründerinnen und Gründer und die, die es werden wollen. Von der Ausstattung her war uns eine größtmögliche Flexibilität wichtig. Alle Räume lassen sich in kurzer Zeit verändern. Wir bieten voll ausgestattete Arbeitsplätze, verschiedene Meetingräume und einen großen Open Space mit Sofa-Lounge und Eventfläche an. Natürlich gibt es auch eine Küche und einen Kicker, ja sogar eine Tischtennisplatte.

Geöffnet wurde der Start-Hub im Dezember vergangenen Jahres. Wie lautet Ihre bisherige Bilanz: Wird Ihr Angebot so gut genutzt wie erhofft?

Der Start-Hub befindet sich auf einer Etage in der Körber-Stiftung in der HafenCity. Wir sind mit der Vision an den Start gegangen, zukunftswirksames Gründen mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Damit meinen wir, dass wir gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Mitteln lösen möchten. Bei unseren Start-ups und Gründungsteams steht also nicht der Profit im Fokus, sondern die Wirkung, die sie mit ihrer Lösung erreichen möchten. Sicher noch nicht Mainstream in der Start-up-Szene, aber für uns umso wichtiger, Social Entrepreneurship mehr Sichtbarkeit zu verleihen – und die erste Bilanz gibt uns Recht: Alleine im ersten Halbjahr 2024 haben wir mehr als 3000 junge Menschen im Start-Hub begrüßen können, die dann zum Beispiel zu unseren Veranstaltungen kommen. Aber auch die Co-Working-Fläche ist mit 30 festen Teams fast immer voll ausgelastet. Für uns eine tolle Bestätigung, dass der Bedarf absolut da ist.

Die persönliche Begegnung hat nach wie vor einen großen Mehrwert

Carmen Ludwig 

Netzwerk und Niedrigschwelligkeit

Carmen Ludwig leitet das Körber Start-Hub (©Claudia Höhne)

Als Leiterin sind Sie mitten im täglichen Start-Hub-Geschehen. Was zählt dabei zu Ihren Hauptaufgaben?

Mittlerweile konnte ich ein tolles Team aufbauen, mit dem ich den Hub-Alltag gestalte und vor allem auch die programmatischen Inhalte weiterentwickle. Denn als Körber-Stiftung ist uns der operative Ansatz immer sehr wichtig, insofern sind wir von Beginn an zum Beispiel mit unserem Inkubator-Programm gestartet. Über ein Jahr begleiten wir dabei zehn Teams von der ersten Idee bis zur Gründung. Zusätzlich veranstalten wir unterschiedliche Workshops für Schulklassen und arbeiten hier eng mit Netzwerkpartnern zusammen, auch das zählt zu meinen Aufgaben.

Einer der Hauptvorteile solch großer Co-Working-Spaces ist die Möglichkeit des schnellen Vernetzens. Sind Sie dabei aktiv eingebunden oder passiert das wie von alleine?

Wie gerade schon erwähnt, spielt das Netzwerk für uns eine entscheidende Rolle. Ohne so viele Partnerinnen und Partner an unserer Seite hätten wir es nicht schon so weit geschafft. Als ich vor rund zwei Jahren das Konzept entwickelt habe, durfte ich auf viel Erfahrung aus dem Start-up-Ökosystem zurückgreifen und Menschen kennenlernen, die uns bis heute sehr unterstützen. Und wir wollen selbst fest in Netzwerken wirken: Wir sind beispielsweise Gründungsmitglied in der Hamburger Allianz für Social Entrepreneurship und haben das Netzwerk Entrepreneurship Education mit aufgebaut.

Und noch eine kurze Zukunftsprognose: Denken Sie, Co-Working-Spaces wie den Start-Hub werden wir in den kommenden Jahren noch häufiger in der Stadt haben?

Es gibt einen großen Bedarf an Räumen, vor allem an welchen, die niedrigschwellig zu nutzen sind. Gerade die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass die persönliche Begegnung nach wie vor einen großen Mehrwert hat. Ich sehe daher auch zukünftig ein großes Potenzial in physischen Orten, sie brauchen aber auch ein eigenes Profil und eine klare Zielsetzung. Dabei müssen wir auch das Rad nicht immer neu erfinden, ich bin ein großer Fan davon, Synergien zu nutzen und sich mit Partnerinnen und Partnern zusammenzuschließen, um so Kräfte zu bündeln. Auch das zeichnet in meinen Augen das Start-up-Ökosystem aus.

Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 09/2024 erschienen. 

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