Filmkritik: Konklave 

Machtkampf à la Game of Thrones 
Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence, leitet als Dekan das Konklave (©Focus Features)

Der Papst ist tot. Unter der Leitung von Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) finden sich daher alle wahlberechtigten Kardinäle im Konklave in Rom ein, um ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche zu bestimmen. Es gibt zwei Favoriten auf das Amt: einerseits der konservative italienische Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto), andererseits der progressive Amerikaner Kardinal Bellini (Stanley Tucci). Doch auch der alteingesessene Kardinal Tremblay (John Lithgow), der aufstrebende nigerianische Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati) und ein mysteriöser Kardinal aus Mexiko (Carlos Diehz) scheinen das Feld aufzumischen. Die Umstände des Konklaves formen so den perfekten Rahmen für ein Kammerspiel: Abgeschirmt von der Außenwelt bringen die Spieler ihre Figuren auf dem Schachbrett der Papstwahl in Stellung. Es folgen Machtkämpfe, Intrigen und Enthüllungen von Geheimnissen, die Regisseur Edward Berger in beeindruckenden Bildern und unterlegt von aufbrausenden Streichern stilvoll inszeniert.

Konklave: Was passiert, wenn der Papst tot ist?

So ominös und heilig die Veranstaltung des Konklaves auch sein mag, so ordinär, so weltlich und scheinheilig sind die Menschen, die ihr beiwohnen: Ein Kardinal scrollt abwesend auf seinem Smartphone herum und Kardinal Tedesco kann es nicht lassen, unentwegt an seiner Vape zu ziehen. Die Moderne steht nicht vor der Tür, sie ist schon längst da, wie alle Beteiligten spätestens im letzten Drittel des Films mit Wucht feststellen müssen. Der Clash von der traditionsträchtigen Kirche und der modernen Welt wird immer wieder angedeutet und wirft viele interessante Fragen auf: Welchen Wert hätte der erste schwarze Papst, wenn er homophob ist? Wo ist der Platz von Frauen in der katholischen Kirche? Was bleibt von ihr letztlich übrig, wenn sie ihre aus der Zeit gefallene Tradition immer mehr verliert? Und letztlich: Wer braucht sie eigentlich überhaupt noch? Konkrete Antworten auf diese Fragen liefert der Film nicht, ab sie schwingen mit. Der finale Twist lässt den Zuschauer allerdings etwas ratlos zurück – kommt er doch ein bisschen zu spät, um der Geschichte noch etwas Interessantes hinzuzufügen.

Konklave, Regie: Edward Berger. Mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rossellini, 120 Min., ab dem 21. November 2024 im Kino 

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/2024 erschienen. 

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