Kritik: Er ist wieder da

EIWD SZENE HAMBURG

So ist die Hitler-Mediensatire als Bühnenstück im Altonaer Theater

„Stell Dir vor, „Er ist wieder da“ – und jeder geht hin! Er ist Adolf Hitler; dessen Rückkehr fantasierte der Journalist Timur Vermes in seinem 2012 erschienenen Debütroman gleichen Titels. Das Altonaer Theater – spezialisiert darauf, aus Büchern Bühnenwerke zu machen – brachte am 15. März eine zweieinhalbstündige Fassung von Hausherr Axel Schneider heraus, der auch Regie führte. Darin spielt Kristian Bader den wiederauferstandenen Diktator als gruselig gute und irritierende Imitation.

Natürlich geht es in Vermes’ Geschichte nicht darum, den Rest-Rechten oder Neo-Nazis ihren Führer zurückzubringen, sondern die von scheinbarer Offenheit geprägte Mediengesellschaft zu entlarven: Für die Quote sind die Macher zu allem bereit, und eine vermeintliche Hitler-Karikatur kommt einer Produzentin gerade recht, um eine schwächelnde Talkshow aufzumischen. Dass der markige Redner in Uniform einen Satz wie „die Deutschen trennen ihren Müll besser als ihre Rassen“ verdammt ernst meint, kommt dabei niemandem in den Sinn – alles was zählt, ist eine gut gesetzte Pointe. Davon lebt schon die Romanvorlage, denn Komik entsteht durch die falsche Annahme, hier spiele einer nur den Adolf Hitler, während der ungefiltert für seine Weltanschauung werben darf.

Doch hört es genau dann auf, komisch zu sein, wenn der Mord an den Juden als Talkshow-Thema ausgeklammert wird, ein heutiger Hitler diese Entscheidung jedoch zynisch kommentiert: „Sechs Millionen tote Juden – das ist nicht witzig.“ Dank YouTube macht der zurückgekehrte Despot im 21. Jahrhundert erneut eine steile Karriere. Die Inszenierung beginnt rasant und greift den Wortwitz der Romanvorlage gekonnt auf, verliert im zweiten Teil an Fahrt und endet mit einer denkwürdigen Schlusspointe …

Text: Dagmar Ellen Fischer
Foto: G2 Baraniak

Altonaer Theater
Museumstraße 17 (Ottensen)

weitere Vorstellungen: 31.5., 1. & 2.6. – leider alle ausverkauft

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