Der ursprünglich aus Vietnam stammende US-Amerikaner Ocean Vuong ist eine der aufregendsten „jungen“ (okay, der Mann ist 36) Stimmen der US-amerikanischen Literaturszene – und zwar nicht wegen seines aufsehenerregenden Debütromans „Auf Erden sind wir kurz grandios“ aus dem Jahr 2019. Ocean Vuong ist nämlich auch ein herausragender Lyriker, wie er vielfach bewiesen hat, doch nun bringt er sich wieder mal mit einem Roman in Stellung: „Der Kaiser der Freude“, eine Art nihilistische Version der französischen Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“. Im Zentrum von Vuongs Erzählung steht Hai, der sich vom Leben im Stich gelassen fühlt, sich deshalb mit Drogen vollpumpt und starke Selbstmordgedanken hegt. Als er jedoch eine Stelle als Pfleger sowie einen Job in einem Diner annimmt, beginnt er, durch das Miteinander mit anderen Menschen, eine neue Perspektive auf seine Existenz zu entwickeln und das ist – man hätte nichts anderes von Vuong erwartet – ungemein spannend und erhellend zu lesen.
Diese Kritik ist zuerst in der SZENE HAMBURG 06/2025 erschienen.