Einen Namen als Autorin hat sich Heike Specht vor allem durch ihre Biografien gemacht, darunter die über die Geschichte der jüdischen Familie Feuchtwanger sowie die über die legendäre deutsche Schauspielerin Lilli Palmer. Mit „Die Frau der Stunde“ hat sie nun einen mitreißenden Roman verfasst, der vor knapp fünfzig Jahren spielt, aber dennoch perfekt in die Zeit passt – „Die Frau der Stunde“ eben. Warum? Weil es darin um die Politikerin Catharina Cornelius geht, die im piefigen Bonn der Siebzigerjahre inmitten des konservativen Männerklüngels zur Außenministerin und Vizekanzlerin avanciert – und damit die patriarchal-beschränkten Vorstellungen dessen sprengt, was aus Sicht der in Regierungsverantwortung stehenden Männer für eine Frau damals möglich ist. Logisch, dass ihr beruflicher Werdegang von jeder Menge Süffisanz, Häme und Spott seitens ihrer Kritiker begleitet wird. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und taugt damit auch als hervorragendes Role Model für Mädchen und Frauen im Jahr 2025.
Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/25 erschienen.

