Die französische Schriftstellerin Yasmina Reza ist alles andere als eine Unbekannte im internationalen Kulturbetrieb. Spätestens seit ihr Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“ im Jahr 2011 von Roman Polanski verfilmt und mit einem hochrangigen Cast (Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reily) besetzt wurde, ist sie dort, wo sie hingehört: Ganz oben. Denn dass sie eine fantastische Autorin ist, hat sie seither immer wieder bewiesen – und tut das nun einmal mehr mit ihrem neuen Werk „Die Rückseite des Lebens“. Darin skizziert sie die Schicksale von Menschen, die vor Gericht stehen: Sie berichtet von einer vergewaltigten Frau, die ihrem Peiniger anschließend Liebesbriefe schreibt; von einem vierfachen Mörder, der die Leichenteile anschließend seiner Frau darbietet – es hätte fast etwas Komisches, wenn es nicht so tragisch wäre. Aber wie hat es der US-amerikanische Schriftsteller James Grower Thurber doch mal so treffend auf den Punkt gebracht: „Komik ist Tragik in Spiegelschrift.“ Und dieses Buch ist so etwas wie die Verschriftlichung dessen.
Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 04/2025 erschienen.