Sophie Passmann ist, trotz ihrer gerade mal 29 Jahre, eine der großen feministischen Stimmen dieses Landes – nicht zuletzt natürlich, weil sie mit „Alte weiße Männer“ quasi DAS Buch zum Thema geschlechtliche Gleichstellung geschrieben und damit (wie sollte es auch anders sein) ordentlich polarisiert hat. Ihr neues Werk „Pick Me Girls“ ist ihr bis dato wahrscheinlich persönlichstes Buch, bei dem sie sich intensiv mit dem sogenannten Male Gaze auseinandersetzt; ein Begriff, der ursprünglich aus der Filmtheorie kommt und den in unserer patriarchalen Gesellschaft vornehmlich männlichen Blick auf die Welt beschreibt. Sie geht in „Pick Me Girls“ daher der wirklich spannenden Frage nach, welche Person sie wohl wäre, wenn sie nicht in einem Patriarchat leben würde und sich demnach nicht so intensiv mit den dadurch einhergehenden gesellschaftlichen Problemen hätte auseinandersetzen müssen. Der Terminus der titelgebenden Pick Me Girls beschreibt den Umstand, dass Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft von vornherein mitgegeben wird, dass ihr höchstes Gut sei, von Männern begehrt zu werden – ein Irrglaube, den Sophie Passmann in ihrem Buch seziert und gewohnt witzig und klug widerlegt.
Sophie Passmann: Pick Me Girls, Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, 22 Euro
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 11/2023 erschienen.