Grimassenhafte Zerrbilder, auf Bühnenbildelemente projiziert, begleiten die boshaften Verwünschungen dreier Hexen – mit deren gespenstischen Prophezeiungen beginnt bekanntlich Shakespeares „Macbeth“. An den Kammerspielen bekommen die Fratzen jedoch die Züge der beiden Darsteller, Macbeths und seiner Lady. Diese Rollen übernehmen Hans-Werner Meyer und Jacqueline Macaulay, im echten Leben miteinander verheiratet. Mehr als diese zwei Akteure braucht die Fassung John von Düffel nicht: Der kürzte in seiner Übersetzung das Schauspiel gründlich ein und lässt die Handlung aus Sicht des mörderischen Ehepaars ablaufen. Knapp 90 Minuten dauert die Inszenierung von Sewan Latchinian, dem künstlerischen Leiter der Kammerspiele. Ihm gelingt eine glaubwürdige Konzentration auf das wechselhafte Machtgefüge zwischen den beiden Ehepartnern, womit deren gestörte Beziehung in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.
Großartige Schauspielleistung in „Macbeth“
Macbeth hat sich im Kampf bewährt, im grünkarierten Schottenrock und mit Blut auf nacktem Oberkörper kehrt er siegreich aus der Schlacht zurück. Und wird befördert, woraufhin seine Gattin sogleich vom weiteren Aufstieg träumt. Ermutigt durch die Weissagung der Hexen, die ihm die schottische Krone versprechen, lässt er sich von Lady Macbeth überreden, den amtierenden König Schottlands zu töten. Die Vertuschung der Tat muss dann seine Frau übernehmen, denn die Nerven versagen ihm. Weitere Morde folgen, die beiden Täter enden in Wahnsinn und Tod. Jacqueline Macaulay trägt ihre gespielte Trauer über die von ihr Ermordeten und eine vorgetäuschte Unwissenheit so dick auf, dass sich das Publikum lautstark über ihre Falschheit amüsiert. Leider changiert das Ende zwischen kurzen Textpassagen des sterbenden Macbeth und noch kürzeren Musikeinsprengseln unentschlossen hin und her. Das mindert keineswegs die großartige Leistung der beiden Spielenden.
„Macbeth“, Hamburger Kammerspiele, 1., 2., 7.–10., 13.–17. November 2024
Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/2024 erschienen.