Maura Porrmann: weltbeste Tischfußballerin aus Hamburg

Maura Porrmann
Foto: Philipp Jung

Kein kickt besser. Maura Porrmann tritt bei der Kicker-WM auf Kampnagel an

Als sie 15 war, hatte Maura Porrmann in der Dorfkneipe ihres Ortes nahe Paderborn die Wahl: Tanzen oder Kickern. Sie kickerte.

Mit 20 bestritt sie, für ihre Musicalausbildung nach Hamburg gezogen, ihr erstes Training gegen stadtbekannte Cracks am Tisch. Es setzte haushohe Niederlagen.

Bei unserem Treffen demonstriert die 26-Jährige an einem der zehn Kickertische im Kixx am Nobistor ihren Lieblingsschuss: den Pin-Shot.

Sie klemmt den kleinen Ball mit der Kickerpuppe ein, zieht ihn minimal zur Seite und knallt ihn trocken ins Tor. Es geht ratzfatz, das normale Auge ist überfordert.

Die Kategorie „normal“ hat Porrmann im Kickern längst hinter sich gelassen. Was vor elf Jahren begann „mit dem Versuch, den Ball überhaupt zu treffen“, wie sie sympathisch lachend beschreibt, hat sie zum Shootingstar gemacht. Seit einigen Monaten ist Porrmann, die in der Bundesliga für das Frauen-Team Hamburg Piranhas antritt, die Nummer 1 der Weltrangenliste bei den Damen. „Ein Freund machte mich darauf aufmerksam. Er meinte: ,Du bist übrigens die Beste auf der Welt.’ Ich hatte das gar nicht mitbekommen“, sagt sie.

Elf Turniersiege errang sie seit 2013, wurde immer besser. „Der Schlüsselmoment war vor zwei Jahren. Ein Sieg gegen einen nominell klar besseren Gegner. Da wusste ich: Alles ist möglich.“ So spielte sie auch international bei Events wie in Bratislava oder Salzburg ganz vorne mit. Bei der Tischfußball-WM im April auf Kampnagel ist Porrmann eine große Hoffnung.

Sie könnte Weltmeisterin werden, tritt mindestens im Einzel und für das Nationalteam an. Wer das belächelt, hat ganz klar den Trend verpennt. Hamburg ist die Kickerhochburg Deutschlands, 1000 gemeldete Spieler und 6000 Hobbyspieler leben hier, zur WM kommen über 800 aus mehr als 50 Nationen. Die erste WM fand 2006 statt, damals noch in den Fischauktionshallen.

„Die Entwicklung des Spiels und der Kickerszene sind unglaublich. Früher fand ich vor allem die Geschwindigkeit daran faszinierend“, erklärt Porrmann. „Mittlerweile mag ich auch die Analyse sehr. Es ist ein bisschen wie Rätsel lösen. Die Fragen lauten: Welche Varianten hast du im Arm? Und wann wendest du was an?“ Der Reichtum an Möglichkeiten ist beeindruckend. Jet (Kontakt zur Kickerstange nur mit dem Handgelenk), Zieher, Stupser, Bandenspiel, Tricks und Finten wie Dribbeln oder Übersteiger begeistern die Zuschauer.

Ein Spiel auf hohem Niveau dauert schließlich manchmal bis zu eineinhalb Stunden

Maura Porrmann

Und das ist noch nicht alles. Viele umwickeln die Kickerstange mit einem Griffband, schlüpfen für die Duelle mit ihrer Schusshand in einen Golfhandschuh. Wegen der Griffigkeit. Auch die Tische sind eine Wissenschaft für sich. Fünf Varianten sind offiziell für Turniere zugelassen. Die französische Variante (Bonzini), der Leonhart (Deutschland), Garlando (Österreich), Roberto (Italien) und Tornado (USA). „Alle Tische sind unterschiedlich. Die Kickerpuppen sind anders, die Beschaffenheit der Bälle, der Untergrund. Der Garlando verzeiht zum Beispiel keine Fehler, die Glasplatte ist als Belag sehr rutschig. Auf dem Tornado lässt sich gut Tik-Tak spielen, also den Ball zwischen den Puppen hin und her passen.“ Porrmann kommt ins Schwärmen, redet über die verschiedenen Taktiken und Siegchancen. Sie betreibt sogar ein Videostudium der Gegner, macht sich Notizen. Dazu Kraft- und Fitnesstraining. Ein Spiel auf hohem Niveau dauert schließlich manchmal bis zu eineinhalb Stunden.

Mit den Männern kann sie mehr als mithalten, war im Doppel unter anderem mit Oke Harms erfolgreich. „Am meisten gelernt habe ich von ihm, Björn Brose und Minyoung Bai“, sagt Porrmann. Trainiert wird im Schnitt zwei- bis dreimal die Woche, vor großen Turnieren steht sie vier- bis fünfmal in der Woche bis zu vier Stunden am Tisch.„Ein bisschen Nerd muss man für diese Sportart schon sein“, sagt sie grinsend.

Rikko Tüitjer (41), Inhaber des Kixx, Vorsitzender des Hamburger Tischfußballverbandes und Organisator der WM, erinnert sich gut an den Tag, als Maura durch die Tür kam.

„Von Beginn an war klar: Sie ist unheimlich talentiert und ehrgeizig. Sie macht sich über alles Gedanken: Theorie, Taktik, Trainingsmethoden. Wir alle wünschen ihr den Titel.“

Leben kann Porrmann vom Kickern nicht. Die Preisgelder auf den Turnieren sind nicht hoch. Ab und zu wird sie von Firmen für Events gebucht. Aber dafür ist sie, als wahres Multitalent, ja noch auf anderem Gebiet erfolgreich. Mit ihrer Gesangspartnerin Hannah Silberbach bildet sie das Duo „Lieblingsfarbe Schokolade“. „Wir machen deutsche kabarettistische Popmusik und treten mit unserem Programm ,Die Kreise weiten sich immer mehr aus’ seit 2015 bundesweit auf“, freut sich Porrmann.

Und weil sie nicht nur verdammt gut kickern kann, endet dieser Text mit einem Anspieltipp der Redaktion, zu dem Pormann als 15-Jährige vielleicht in der Paderborner Dorfkneipe sanft getanzt hätte: dem Song „Allwetterspeckrolle“. Text: Mirko Schneider/ Fotos: Philipp Jung

Tischfußball-WM, 12.-16. April auf Kampnagel

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