Seit 2014 sind wir in Hamburg beheimatet und haben uns in den letzten Jahren als vielseitiges Kulturschiff etabliert. Unser Ruf hat sich gewandelt: Wir sind kein Party-Schiff, sondern ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Kulturszene. Unser Pachtvertrag endet 2026. Obwohl es eine Option zur Verlängerung gab, zeichnet sich ab, dass die städtebauliche Entwicklung in der HafenCity und die neuen Wohnprojekte das schwer machen. Die Unterstützung aus der Nachbarschaft und von Seiten der HafenCity GmbH ist vorhanden, aber eine nachhaltige Lösung für unseren Verbleib muss noch gefunden werden. Angesichts dessen ist der Gewinn des clubawards 2024 für den besten Club und Lieblings-Club hoffentlich ein Signal an Politik und Stadtgesellschaft.
Wir sitzen nicht rum und warten, dass uns jemand rettet. Wir haben einige alternative Liegeplätze ausgearbeitet und sind mit vielen Playern im Gespräch, wobei Erkenntnisse für eine mögliche Lösung gesammelt werden. Eine Idee ist ein Tausch mit dem U-Boot am Fischmarkt, wobei noch zu klären wäre, ob das nautisch umsetzbar ist. Klar ist: Ein neuer Standort erfordert nicht nur Platz, sondern auch Investitionen. Sollte es gelingen, eine langfristige Perspektive zu schaffen, könnte Hamburg eine weltweit einzigartige Kombination aus Industriedenkmal und Kulturstandort bewahren. Es ist auch eine strukturelle Frage, wie Hamburg sich positioniert. Sind wir eine Musikhauptstadt, die mit dem globalen Zeitgeist kulturell mithalten kann, oder ein Hochkultur-Dorf? Stubnitz ist Tidekultur – mal hoch, mal tief und dabei international, programmatisch divers, inter- und soziokulturell ausgerichtet.
Britisches Vorbild: Music Venue Trust

Wir merken, dass der Bedarf für solche Räume in Hamburg da ist. Im Vergleich zu früher haben wir mehr Publikum. Da haben auch strukturelle Veränderungen wie eine neue Homepage plus Ticketingsystem und ein erweitertes Veranstaltungskonzept dazu beigetragen. Zudem müssen wir uns verstärkt für Corporate Events öffnen, weil man mit Konzerten einfach nicht überleben kann, auch nicht, wenn man wie wir gemeinnützig operiert – dazu sind die allgemeinen Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren zu sehr vergaloppiert. Andererseits geben Leute für kommerzielle Shows gern mal ein paar hundert Euro für eine Arenashow aus, ein globaler Trend …
Die Herausforderung bleibt, die Balance zwischen kommerziellen Veranstaltungen und der Unterstützung kleinerer Konzerte zu wahren. Ein Modell wie das des britischen Music Venue Trust (britische Organisation, die sich für den Erhalt von Grassroots-Clubs und -Konzertstätten einsetzt – etwa mit der Maßnahme einer finanziellen Abgabe pro verkauftem Großevent-Ticket, die kleinen Venues zugutekommt; Anm. d. Red.) könnte hier eine interessante Lösung sein, um eine stabilere Grundlage zu bieten. Die LiveKomm (Bundesverband der Musikspielstätten, Anm. der Red.) ist an einem ähnlichen Modell dran, aber Bund und Länder müssen sich hier öffnen. Sonst verlieren sie gewachsene Orte, wo sich Menschen unterschiedlichster Art unter dem Eindruck von immersiven Erlebnissen begegnen können.
„Ohne Community gäbe es uns nicht mehr“

Die erhöhte Clubförderung im kommenden Doppelhaushalt 2025/26 ist ein positives Zeichen und wir schätzen diese Signale sehr. Es ist trotzdem spannend, auch auf die absoluten Zahlen zu schauen – wir haben beispielsweise im letzten Jahr rund 6000 aus dem LCA (Live Concert Account: Förderinstrument der BKM zur Stärkung der Livemusik; Anm. d. Red.) bekommen. Jetzt bekämen wir das Dreifache. Das ist jetzt nicht so, als ob das unsere finanziellen Herausforderungen lösen würde. Schaut man im Vergleich auf die Strukturen, Investitionen, Ausgaben, Subventionen, Löhne und Gehälter in der sogenannten Hochkultur, der Musikindustrie oder bei Tickethändlern und Großveranstaltern, ist die Unverhältnismäßigkeit geradezu eklatant. In diesem Zusammenhang hat sich unsere Community als wertvolle Unterstützung erwiesen, was sich auch an dem großen Erfolg unserer letzten Spendenkampagne zeigt (143.000 Euro kamen zusammen, 111.000 Euro waren angesetzt, Anm. d. Red.). Dafür sind wir ultra dankbar, ohne die Community gäbe es uns schon nicht mehr.
Eine künftige Vision könnte sein, dass wir der herzlichen Einladung nach Altona folgen können – an dieser Stelle echt mal Shoutouts: danke Altona – oder aber auch zum Beispiel an der Elphi oder an den Elbbrücken einen festen Platz bekommen und zugleich als mobile Kulturbotschafterin Hamburgs in anderen Städten unterwegs sind. Wir haben richtig Bock, kulturell in Hamburg und auf großer Fahrt noch einiges zu reißen.

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2025 erschienen.