Neu im Kino: Detlev Buck inszeniert mit „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ ist eine frech romantische Verfilmung von Thomas Manns Klassiker
Text: Anna Grillet
Schon als kleiner pausbäckiger Junge versteht sich Felix Krull darauf, seine Mitmenschen mit Verwandlungskünsten zu bezaubern. Doch die Zeit rauschender Feste ist bald vorbei, die Sektkellerei des Vaters bankrott. Der enttäuschte Unternehmer begeht Selbstmord, die Familie ist mittellos. „Aber an die Armut“, so belehrt uns Felix (Jannis Niewöhner) später, „darf sich der Arme nie gewöhnen.“ Er perfektioniert seine Talente der Manipulation. Mit dem ihm eigenen Charme und Kalkül gelingt es dem attraktiven wie eloquenten jungen Mann, Arbeit in einem Pariser Luxushotel zu finden. Die französische Metropole Anfang des 20. Jahrhunderts eignet sich grandios als Bühne für Felix und den schönen Schein des Schwindels. Vom Liftboy avanciert er zum Liebling der Oberschicht, macht Karriere.
Seine (Liebes-)Dienste sind bei den Gästen begehrt und werden reich belohnt. Doch Felix ist ein Hochstapler mit Moral, nie wür de er Eleonor anrühren, die noch ein halbes Kind ist, ob wohl diese sich nichts sehnlicher wünscht. Mit der temperamentvollen Zaza (Liv Lisa Fries) hingegen, die in Frankfurt ihr Geld auf der Straße verdiente, verbindet Felix eine tiefe Leidenschaft, nur eine gemeinsame Zukunft muss der Gentleman-Gauner opfern für den sozialen Aufstieg.
Er tauscht die Identität mit dem Marquis Louis de Venosta (David Kross) und begibt sich statt seiner auf Weltreise, damit der verliebte Aristokrat ungestört vom väterlichen Standesdünkel sein Leben mit Zaza teilen kann. Das abenteuerliche Doppelspiel hat seine Tücken, droht immer wieder aufzufliegen. Regisseur Detlev Buck und Drehbuchautor Daniel Kehlmann setzen auf Frauenpower: Zaza nimmt in dieser Ménage-à-trois mehr Raum ein als im 1954 erschienenen, unvollendet gebliebenen Roman von Thomas Mann. Die junge Frau weiß genau, ein Hochstapler kann nie er selbst sein, das ist die Tragik der Figur. Das schillernde Gesellschaftsporträt, getarnt als philosophische Komödie, wechselt dabei zwischen skurriler Ironie und koketter Romantik.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren
„Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, Regie: Detlev Buck. Mit Jannis Niewöhner, Liv Lisa Fries und David Kross. 114 Min. Ab dem 2.9. in den Kinos
SZENE HAMBURG Stadtmagazin, September 2021. Das Magazin ist seit dem 28. August 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!