Martin Scorsese ist ein Phänomen. Auch nach diversen epochalen Leinwandarbeiten hat sich der Italoamerikaner noch immer nicht erschöpft. Am 2. März 2017 startet sein neues Drama
Gerade in jüngerer Zeit legt der umtriebige Filmemacher eine überraschende Vielseitigkeit an den Tag. Auf den deftigen, anspielungsreichen Psychothriller „Shutter Island“ von 2010 folgten das märchenhafte 3D-Abenteuer „Hugo Cabret“, eine Hommage an die Anfänge des Kinos, und die herrlich überdrehte Börsensatire „The Wolf of Wall Street“.
Alles andere als aufgekratzt präsentiert sich Scorseses jüngstes Werk, das den programmatischen Titel „Silence“ trägt. Der Film basiert auf einem Historienroman und erzählt von zwei jesuitischen Priestern, die im 17. Jahrhundert nach Japan reisen, um dort nach ihrem vermissten Mentor (Liam Neeson) zu suchen. Was nach einer exotischen Abenteuer-Geschichte klingt, erweist sich als komplexe Meditation über Spiritualität, koloniale Praktiken und die Unterdrückung von Minderheiten.
Der Protagonist Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield), der schon kurz nach seiner Ankunft verfolgten Christen begegnet, schlittert in eine Sinnkrise, die der junge Mann mehr und mehr mit dem Leidensweg Jesu vergleicht.
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Geduld ist vor allem anfangs gefragt, da es den Anschein hat, als trete der Film zu sehr auf der Stelle. Lässt man sich jedoch auf die bedächtige, oftmals introspektive Erzählung ein, wird man mit einem provozierenden, vielschichtigen Diskurs über die Macht und die Grenzen des Glaubens belohnt, den Regie und Kamera in eindrucksvolle Bilder gießen.
Aufnahmen, die wohl nicht ganz zufällig an Werner Herzogs Kolonialismus-Parabel „Aguirre, der Zorn Gottes“ erinnern. Neben seiner thematischen Relevanz – verhandelt wird immerhin der gewaltsame Kontakt unterschiedlicher Kulturen – ist „Silence“ auch deshalb spannend, weil Scorsese, der einst selbst Priester werden wollte, das in seiner Karriere häufig thematisierte Hadern mit der eigenen Religiosität fortführt. Ein Autorenfilm im besten Sinne! / CD
Regie: Martin Scorsese. Mit Andrew Garfield, Adam Driver, Liam Neeson
Im Kino ab 2.3.17
© 2017 Concorde Filmverleih GmbH