Versteckte Orte, beste Bars, nervige Klischees: Autoren der SZENE HAMBURG zeigen ihre Hood. Diesmal: Rothenburgsort
Es gibt unzählige Stadtführer für Touristen, aber viel zu wenig gute Hamburgtipps für uns Menschen, die hier leben. 14 Autor*innen der SZENE HAMBURG wollen das ändern und plaudern aus dem Nähkästchen. Sie porträtieren jeweils den Stadtteil, in dem sie leben in einem Steckbrief – von Blankenese über St. Pauli bis nach Wilhelmsburg. Dabei räumen sie mit alten Klischees auf und stricken neue. Sie verraten welche Ecken nerven und welche Orte sie lieben, wo es schmackhaftes Junkfood gibt oder was der beste Soundtrack für ihren Stadtteil wäre, wo der ideale Platz für ein romantisches Date ist und welchen Termin man sich im August für ihre Hood vormerken sollte
Fotos: Philipp Jung
Pablo Langeweile schreibt Konzertankündigungen für das Musikressort der SZENE HAMBURG und ist Frontmann der Hamburger Punkband Plastic Propaganda. Auf dem Bild oben sitzt er im Rothenburgsorter Industrie-Idyll, unten steht er in der Billstraße
Rothenburgsort
Da gehen alle hin: Aldi, Lidl, Penny
Da gehe ich hin: Zum Paradies-Kiosk am Vierländer Damm, wenn Penny schon zu hat
Beste Eisdiele: Ninos Eiscafé am Marktplatz. Frische Ware, fresher Preis, aber leider nichts für Veganer …
Auf welches kalte Getränk wohin: Auf ein Bier an den Deich
Total überschätzt: Thomas I-Punkts Entenwerder 1. Die Lage auf der Halbinsel ist top, das Café besticht durch Mittelmäßigkeit
Total unterschätzt: Die Nähe Rothenburgsorts zur Innenstadt
Exotischste Ecke: Die Billstraße. Hier türmen sich Fernseher, Kühlschränke und Fahrräder für den Export nach ganz weit weg. Quasi die ganze Welt an einem Ort
Kulturell wertvoll: Die Laternenmasten und Mülleimer. Neue Sticker gibt’s immer!
Diesen Termin für August vormerken: Wäre hier was los, würden mehr Menschen das Viertel kennen
Ort zum Knutschen oder fürs erste Date: Bei selbst mitgebrachtem Partner im Elbpark Entenwerder. Bei akuter Partnerlosigkeit bleibt man
am Kiosk meist nicht lange alleinNeu und beachtenswert: Der Wohn-Neubau der BGFG-Genossenschaft im Vierländer Damm. So sieht bald der ganze Straßenzug aus
Was wir brauchen: Einen (!) vernünftigen Supermarkt
Worauf wir verzichten könn(t)en: Die Golfanlage an den Elbbrücken. Braucht im Viertel keiner, und die, die dort ihre Abschläge üben, rümpfen über RBO wohl eher die Nase
Wenn mein Stadtteil ein Song wäre: Dann klänge Rothenburgsort wie das Penny-Live-Radio
Lieblingsnachbar: Kaninchen! Wohnen überall in den Grünanlagen und haben ständig flauschigen Nachwuchs
Grüne Lunge des Stadtteils: Neben dem Elbpark die Wasserkunstinsel Kaltehofe und der Traunspark. Alles direkt am Wasser
Klischee trifft Wirklichkeit: Die lokale Alki-Gang hat sich vor ihrem Lieblingskiosk ein Dixi gemietet. Ohne Witz
Steht leer und sollte wie folgt genutzt werden: Die ehemalige Bundesmonopolverwaltung für Branntwein, der Bunker am Marktplatz, der Bürokomplex am Bahnhof und so weiter. Leerstand gibt’s genug!
Lautester Ort: Alle Baustellen, die den Soundtrack der Gentrifizierung ins Viertel bringen