Noisy Festival: Raven am Kai

Pascal Schubert und Julius von Schubert veranstalten seit einigen Jahren elektronische Events, arbeiten mit nationalen wie internationalen Szenegrößen zusammen und sind selbst als DJ-Duo unterwegs. Ihre Leidenschaft: melodischer Klang statt monotoner Beats. Im Juli organisieren sie das Noisy Festival auf der Kaifläche des Cruise Center Altona
Da war schon ordentlich was los: Noisy Festival im vergangenen Jahr (©Noisy Festival)
Da war schon ordentlich was los: Noisy Festival im vergangenen Jahr (©Noisy Festival)

SZENE HAMBURG: Julius und Pascal, Noisy geht in die nächste Runde. Wie seid ihr auf die Idee zum Festival gekommen?

Julius: Aus einem Noisy Air, noch während der Pandemie unter Auflagen einer maximalen Besucherzahl von 250 Gästen, wurde letztes Jahr nach den Lockerungen das Noisy Festival mit bis zu 6000 Besuchern. Durch den Wegfall einiger Outdoor-Flächen in Hamburg, beispielsweise Neuhöfer Damm und der immer dichteren Bebauung, war es uns wichtig eine neue Fläche für Tanzveranstaltungen und Open Airs auszumachen.

Pascal: Während der Pandemie vereinten sich Tanzlustige vielfach auf illegalen Raves oder bei sich zu Hause. Die „Mopo“ titelte in der Zeit „Gebt den Ravern einen Acker“. Wir ließen Taten folgen. Gemeinsam mit der Stadt schafften wir die Bedingungen innerhalb der Stadt, ein Festival auszutragen.

Woher kanntet ihr die Fläche und was ist das Besondere daran?

Julius: Ich bin öfter mit dem Fahrrad vorbeigefahren und auf die Terrasse hochgelaufen. Das Besondere ist die Nähe zur Elbe. Abgeschirmt durch das Cruise Center schallt der Sound auf die Elbe raus. Also gute Bedingungen für den Lärmschutz. Stadtnähe, zentral, fußläufig zur S-Bahn Königstraße/Reeperbahn. Und Containerschiffe und HVV-Fähren fahren unmittelbar an einem vorbei.

Pascal: Wo sonst Kreuzfahrtschiffe festmachen, wird jetzt einmal im Jahr auf dem Noisy Festival an selber Stelle getanzt.

Insgesamt kann man 26 Stunden sein Tanzbein schwingen und das mitten in der Stadt

Pascal Schubert

War es schwer eine Genehmigung zu bekommen?

Julius: Der Knackpunkt war der Lärmschutz aufgrund der Nähe zu den Anwohnern rund um den Altonaer Balkon. Hier ist der Verbraucherschutz verständlicherweise sensibel, wenn es sich um Open-Air-Events im Stadtgebiet handelt. Die Lärmbelastung im Hafen ist bereits ohnehin hoch. Allerdings sind wir schon auf dem Parkplatz hinter dem Terminal nicht mehr zu hören. Ein Schallschutzgutachten wurde erstellt.

Noisy Festival: Es wird größer

Was macht den Reiz aus, drei Tage hintereinander zu feiern?

Pascal: Eine bunte Mischung aus lokalen Acts und internationalen Künstler:innen machen das Festival jeden Tag besonders. Insgesamt kann man 26 Stunden sein Tanzbein schwingen und das mitten in der Stadt. So weit wir wissen, gab es dieses Festivalformat so in Hamburg noch nicht und somit ist es das größte Technofestival in Hamburg.

Verändert ihr etwas im Vergleich zum letzten Jahr?

Pascal: Die Stages werden größer und die Lichttechnik wird deutlich ausgebaut. Es wird mehr Foodtrucks, Bars sowie mehr Chill-out-Areas geben. Wir stocken die Tischtennisplatten auf und werden einen Basketballkorb aufstellen.

Die Szene ist gerade im Umbruch

Julius von Schubert

Was macht ihr, wenn das Wetter nicht mitspielt?

Pascal: In Hamburg gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Wir bieten keine überdachten Flächen an, aber haben Regenponchos griffbereit, falls Schietwetter ist. Aber Petrus öffnet für uns den Sonnenschein an allen drei Tagen.

Kann man spontan vorbeikommen?

Julius: Ja. An der Abendkasse wird ein begrenztes Kontingent an Tickets zur Verfügung stehen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Der Samstag ist aber kurz vor sold out.

Ohne Sternbrücke brauchen die Nachtschwärmer ein neues Zuhause

Auf welche Künstlerinnen und Künstler freut ihr euch besonders?

Pascal: Wir sind auf Jan Blomqvist gespannt, der mit seiner Live-Performance am Freitag um 20 Uhr für unvergessliche Momente sorgen wird. Jan ist ein Musiker, Sänger und Produzent, der seine eigenen clubtauglichen elektronischen Kompositionen live spielt. Wer vorher schon einmal reinhören möchte, dem können wir sein „Burning Man Set“ auf Youtube ans Herz legen.

Julius: Am Sonntag bieten wir die Möglichkeit, ab 14 Uhr zu Dominik Eulberg, Anna Reusch, Felix Kröcher und vielen mehr das Wochenende ausklingen zu lassen. Eine bunte Mischung aus lokalen Größen wie Carbon, Lampé, Sylvie Miles und vielen mehr, die einen mega Sound haben, runden das Line-up ab.

Was plant ihr sonst noch?

Julius: Wir als Noisy Festival werden nach jetzigem Stand im kommenden Jahr wieder an den Start gehen und bleiben auf der einzigartigen Kaifläche des Cruise Center Altona. Die Szene ist gerade im Umbruch und wenn man den aktuellen Nachrichten folgt, werden demnächst unter der Sternbrücke einige Clubs aufgrund des Brückenumbaus wegfallen. Darüber sind wir betrübt, aber immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Venues. Wir sind gespannt, wo all die Nachtschwärmer der Szene ihr neues Zuhause finden. Denn hier muss was passieren.

Das Noisy Festival vom 14. bis 16. Juni 2023 (Fr. 14-00 Uhr, Sa.+So. 14-22Uhr) auf der Kaifläche am Cruise Center Altona

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.

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