Seit dem 29. Juni haben 14 kreative und innovative Projekte insgesamt 1.125 Unterstützer für sich überzeugt und dabei über 50.000 Euro eingenommen. Gemeinsam mit der Hamburger Kreativ Gesellschaft konnten wir am 7. August die ersten drei Plätze küren.
Was die Macher der drei Projekte während des Contests gelernt haben und wie es jetzt für sie weitergehen soll, erzählen sie hier.
/ Interviews: Sophia Herzog
1. Platz: Das nachhaltige Modelabel Kluntje
Was ist bei eurer Kampagne gut gelaufen?
Wir haben uns vorher ziemlich genau überlegt, welche Zielgruppe wir ansprechen wollen und danach unsere Kampagne gestaltet. Jeden Mittwoch haben wir Videos veröffentlicht, in denen wir über die neuesten Ereignisse und über unsere Gefühlslage berichtet haben. Diese kamen immer sehr gut an, da die Crowd mitfiebern und emotional an dem Projekt teilhaben konnte. Fast jeden Montag haben wir über unsere Social-Media-Kanäle neue Dankeschöns promotet, das hat natürlich auch für mehr Klicks auf der Startnext-Seite gesorgt. Zusätzlich haben wir Aufkleber und Plakate in der Stadt verteilt und ein Event organisiert, um unseren Unterstützern das persönliche Gespräch mit uns zu ermöglichen. Bei dem Event haben wir nicht nur unser Projekt promotet, sondern auch andere nachhaltige Projekte und Brands vorgestellt, was dem Laien einen guten Einblick in die ganze Slow-Fashion-Branche gegeben hat.
Außerdem sind wir auch ganz spontan und flexibel auf Angebote eingegangen, die uns gemacht wurden. So ist Julia zum Beispiel an einem viel zu kalten Abend in Dänemark für 100 Euro nackt ins Meer gesprungen. Wir haben alle stets alles gegeben, um unser Ziel zu erreichen.
Was ist schlecht gelaufen?
Eigentlich lief alles recht gut ab. Falls wir noch einmal ein Crowdfunding-Projekt starten würden, dann würden wir eine größere Auswahl an Dankeschöns anbieten, die auch für kleinere Geldbeträge zu bekommen sind.
Was für Erfahrungen konntet ihr sammeln?
Dass Crowdfunding eine ganze Menge Arbeit ist und die Aufregung dich sechs Wochen ganz schön auf Trapp hält. Aber wir haben auch erfahren, dass viele Menschen es toll finden, wenn sich junge Leute selbstständig machen und sich für eine gute Sache einsetzen. Sie sind dann eben auch bereit, diese finanziell zu unterstützen, was uns wiederum zeigt, dass unsere Idee und unsere Vision von Slow Fashion schon lange kein utopisches Projekt mehr ist.
Wie geht es jetzt für euch weiter?
Erst einmal machen wir uns daran, die bestellten Dankeschöns in unserer Produktionsstätte anfertigen zu lassen und die Shirts und Pullover dann an die Unterstützer zu senden.
Kluntje hat außerdem vor, auch in anderen Städten vertreten zu sein und will noch vor Dezember einen eigenen Online-Store launchen. Langweilig wird es jedenfalls nicht so schnell!
2. Platz: Das Musikatelier Méli-Mélo
Was ist bei eurer Kampagne gut gelaufen?
Ganz wichtig ist der Start: Wenn’s hier stockt, dann ist die ganze Kampagne mühsam. Unsere Unterstützer waren von Anfang an aktiv, das sorgte für den sogenannten Matthäus-Effekt: Wer hat, dem wird gegeben! Unser Pitch-Video, das wir mit einfachen Mitteln selbst produziert haben, wurde super angenommen. Generell waren die Reaktionen auf unser Projekt sensationell.
Was ist schlecht gelaufen?
Wenn man das Fundingziel von 6.500 Euro deutlich übertrifft (10.783 Euro) und beim Nordstarter Crowdfunding Contest bis zum Schluss um den ersten Platz kämpft, kann nicht so viel schiefgelaufen sein. Beim nächsten Mal würden wir aber versuchen, uns vorab schon mehr Gedanken zur Kommunikation zu machen, damit wir während der Kampagne die nötige Ruhe behalten. Und vielleicht von Anfang an selbstbewusster für unser Projekt werben.
Was für Erfahrungen konntet Ihr sammeln?
Ganz viele! Wir haben als Paar zum ersten Mal ein professionelles Projekt gewuppt und uns dabei sehr gut ergänzt. Wir haben viel gelernt – vom Video-Dreh und -Schnitt bis zur Kommunikation mit der Crowd. Und vor allem Amélie hat ganz schön viel von sich preisgegeben und Hemmungen abgelegt. Das war nicht einfach, aber ein sehr wichtiger Schritt.
Wie geht’s jetzt für euch weiter?
Erst einmal kümmern wir uns in den nächsten Wochen und Monaten um die Realisierung der Dankeschöns. Am 10. September könnt ihr uns beim 25. Jubiläum des Geburtshauses Altona persönlich kennenlernen und im Dezember präsentieren wir Kalimba & Co. auf dem ökologischen Weihnachtsmarkt im Museum der Arbeit. Und Jan absolviert bis Oktober eine Weiterbildung und Zertifizierung zum Projektmanagement-Fachmann.
/ Foto: Rudolf Hasselblatt3. Platz: Die Kurzfilmserie „The Green Challenge“
Was ist bei eurer Kampagne gut gelaufen?
Wir konnten wirklich viele Menschen für unsere Serie begeistern. Sowohl durch verschiedene Plattformen im Internet als auch durch Live-Aktionen. Bei „Hamburg zeigt Kunst“ im Stadtpark und bei den „Wohnzimmer-Geschichten“ im Sommersalon im Klubhaus konnten wir unsere Idee vorstellen. Außerdem hat unser Team gut zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt. Es waren sogar zwei Unternehmen – Stadtgärtner und Lockengelöt – so mutig und großzügig, dass sie uns Sachspenden gesponsert haben, die wir als Crowdfunding-Geschenke einsetzen durften.
Was ist schlecht gelaufen?
Wirklich schlecht ist eigentlich nichts gelaufen. Wir haben unser Crowdfunding-Ziel erreicht, das war für uns das Wichtigste. Natürlich haben wir den ein oder anderen Fehler gemacht, aber diese Erfahrungen haben uns auch weitergebracht.
Was für Erfahrungen konntet ihr sammeln?
Eine Crowdfunding-Kampagne erfordert sehr viel Einsatz und Energie. Es ist aber auch unglaublich, wie sehr man daran wächst und was man alles schaffen kann. Es war außerdem sehr beglückend zu sehen, wie viele auch gänzlich unbekannte Menschen an unser Projekt geglaubt haben.
Wie geht es jetzt für euch weiter?
Wir nehmen die Energie mit und bereiten nun die anstehenden Dreharbeiten vor. Ab Oktober wollen wir drehen, und Anfang/Mitte nächsten Jahres soll unsere Serie „Städter in artgerechter Haltung“ online gehen.
Herzlichen Glückwunsch an alle drei Gewinnerprojekte!
„Sie haben in den letzten Wochen, in denen der Nordstarter Crowdfunding Contest lief, ordentlich die Werbetrommel gerührt und auf ihr Crowdfunding Projekt aufmerksam gemacht.
Alle drei haben gemeinsam, dass sie sich im Vorfeld schon viel Zeit genommen haben, um ihr Crowdfunding-Projekt vorzubereiten.
Das sieht man zum Beispiel an den authentischen, teils emotionalen und unterhaltsamen Pitchvideos, die Bestandteil einer jeden Crowdfunding Kampagne sind.
Schön zu sehen, dass sie nun für die Mühen belohnt werden. Wir sind gespannt, wie es mit den einzelnen Projekten weitergeht.“
Isabel Jansen, Hamburger Kreativ Gesellschaft (HKG)