Offen gesagt – Künstliche Intelligenz oder natürliche Dummheit?

Auf-ein-Wort-mit-Markus-Goelzer
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Was werden künstliche Intelligenzen von der menschlichen Spezies halten? Unser Kolumnist hat sich dazu Gedanken gemacht.

Text: Markus Gölzer

Gemobbte, Geknickte, Gebückte, Gefickte! Zeit, aufzuatmen: Die Denkmaschinen kommen, um uns von der Mühsal der Arbeit zu befreien. Gut, Kulturpessimisten werden jetzt ihren Sermon anstimmen, dass uns die rasant dazulernende KI erst als Arbeitskräfte, dann als Chefspezies eliminieren wird. Eben noch Krone der Schöpfung, jetzt schon brabbelnder Bonobo, aus dem wohl kein Schachgroßmeister mehr wird. Früher oder später werden wir wegen Dummheit mit drei m aus der Evolution entlassen. So so.

Ist es nicht eher affig, anzunehmen, eine neue Superintelligenz würde unser Wertesystem aus Unterwerfung, Ausbeutung und Vernichtung übernehmen? Ich denke, sie wird in einer trilliardstel Nanosekunde unseren speziesspezifischen Unterhaltungswert berechnen und uns so weitermachen lassen. Wenn auch nicht in freier Wildbahn, sondern in artgerechten Menschenzoos: Im Karrieristenkäfig gibt es Arbeitstiere zu bestaunen, deren natürlicher Lebensraum der Schreibtisch ist.

Ich sage: Frühstückswein statt früher Wurm!

Sie balzen Tag und Nacht mit Überstunden und unnatürlich guter Laune um ihre Silberrücken. Ihr Duftstoff heißt Angstschweiß. Der Weg vom Balztanz zum Burnout ist kurz, was man niemanden wünscht. Außer dem gesamten Team. Bis auf den Neuen. Nee, dem auch. Im Kiezkäfig brusttrommeln Primaten, die einander am Hintern erkennen und in kürzester Zeit den aufrechten Gang verlernen. Warum nicht? Den nächsten Schnaps kann man auch auf allen Vieren ordern. Dann erleichtern sie sich mit Kraft ins Nachbargehege, um olfaktorisch mit ihrem Alphastatus zu bestechen.

Wie reagieren auf die Herausforderungen der Zukunft, die wir nicht mehr haben? Ich sage: Frühstückswein statt früher Wurm! Wir haben es überstanden. Endlich.

Markus Gölzer ist textender Exil-Bayer und lebt seit über 20 Jahren auf St. Pauli.


 Dieses Interview stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2019. Das Magazin ist seit dem 26. Januar 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 


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