Filmkritik: „Parthenope“

Philosophieren unter der Sonne Neapels: Paolo Sorrentinos Filmdrama „Parthenope“ befasst sich mit den großen Fragen rund um Schönheit, Liebe, Jugend und das Heilige – mit sinnlicher Hauptdarstellerin 
Parthenope (Celeste Dalla Porta) und ihr Bruder Raimondo (Daniele Rienzo) (©Gianni Fiorito)

Malerische Ausblicke auf das spiegelglatte Meer, luftige Sommerkleider im Wind und laue Nächte in eleganten Villen – Paolo Sorrentinos poetisches Drama ist eine Liebeserklärung an seine Geburtsstadt Neapel. Das Zentrum von Kampanien ist bei Einheimischen auch unter dem literarischen Namen Parthenope bekannt – benannt nach einer der Sirenen aus der griechischen Mythologie. Weil es ihr nicht gelang, Odysseus mit ihrem Gesang zu verführen, stürzte sie sich ins Meer. Ihr lebloser Körper wurde der Geschichte nach in der Nähe von Neapel angeschwemmt, wo man Parthenope deshalb als Stadtgöttin verehrte.

In diesem Wasser kommt im Jahr 1950 auch die Protagonistin des Film zur Welt und erhält den titelgebenden Namen: Parthenope. Mit ihrer mythischen Namensvetterin hat sie aber noch mehr gemeinsam: ihre betörende Schönheit und Sinnlichkeit. Die Männer liegen der erwachsenen Parthenope (Celeste Dalla Porta) reihenweise zu Füßen, selbst ihr Bruder Raimondo (Daniele Rienzo). Mit ihm und Sandrino (Dario Aita), dem Sohn der Haushälterin, begibt sie sich im Sommer auf eine leidenschaftliche, aber auch fatale Reise nach Capri. Der Urlaub stellt eine Zäsur im Leben der Hauptfigur dar, doch die hochintelligente Parthenope findet auch danach ihren Weg. Sie studiert Anthropologie, wird Hilfskraft ihres Professors Devoto Marotta (Silvio Orlando) und geht später selbst an die Universität. Auf diesem Werdegang begegnet sie einer Menge grotesker Charaktere – von einer exzentrischen Schauspielerin bis hin zu einem dämonischen Priester.

„Parthenope“: Viele Fragen, keine Antworten 

„Parthenope“ ist ab dem 10. April 2025 im Kino zu sehen (©Wildbunch Germany)

Obwohl sich der gesamte Film um eine weibliche Figur dreht, nehmen die Zuschauenden nie Parthenopes Perspektive ein. Allein schon durch die vielen, sie umgebenden Männer, die ihre Fantasien auf sie projizieren, ist der sogenannte Male Gaze omnipräsent. Paolo Sorrentinos Protagonistin ist zwar schön, klug und unabhängig, ihr Charakter bleibt jedoch seltsam oberflächlich und nie greifbar. Dazu passt das opulente und perfekt gewählte Setting, dem genau deswegen etwas Künstliches anhaftet. Womöglich möchte der Regisseur so die Aufmerksamkeit auf die Essenz seines Films lenken: die großen philosophischen Fragen rund um Schönheit, Jugend, Liebe und das Heilige. Antworten darauf bleibt er jedoch schuldig. Äußerst unbefriedigend. Ähnlich muss sich Parthenope fühlen, die schlussendlich von ihrem Dozenten eine Antwort auf die Frage erhält, die sie umtreibt. „Anthropologie heißt Hinschauen“, sagt Marotta. Und das ist alles?

Parthenope“, Regie: Paolo Sorrentino. Mit Celeste Dalla Porta, Gary Oldman, Stefania Sandrelli. 137 Min. Ab dem 10. April 2025 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 04/2025 erschienen. 

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