Filmkritik: „Pfau – Bin ich echt?“

Bernhard Wengers Satire „Pfau – Bin ich echt?“ ist eine subtile, überraschend warmherzige Kapitalismus-Dystopie, in der Ansehen käuflich ist und Charakter zur Ware wird 
Ein Eisbär in der Wohnung – den sieht Schauspieler Albrecht Schuch sonst auch nicht so häufig (©Wild Bunch Germany) 

Matthias weiß genau, was er sagen muss, wann er lächeln, reden oder lieber schweigen sollte. Seine Kundinnen und Kunden bei der Rent-a-Friend Agentur „My Companion“ hinterlassen ihm ausschließlich positive Bewertungen. Denn er kann problemlos in jede Rolle schlüpfen, für die er gebucht wird – vom Vorzeigesohn bis zum Sparringspartner für Streitgespräche. Doch was in seinem Job charmant und weltmännisch rüberkommt, wirkt in seinem Privatleben starr und mechanisch. Als ihn seine Freundin im gemeinsamen Zuhause zurücklässt, weil er ihr nicht echt genug ist, versucht er – eher halbherzig – etwas zu ändern. Neben der Suche nach sich selbst und dem Wunsch nach Verbindung, macht ihm auch ein aus dem Ruder gelaufener Auftrag zu schaffen. Die merkwürdigen Vorfälle häufen sich. 

„Pfau – Bin ich echt?“ ist ein pointiertes Porträt

„Pfau – Bin ich echt?“ ist ab dem 20. Februar 2025 in den Kinos zu sehen (©Wild Bunch Germany)

Mit seinem Ruben-Östlund-artigen Stil machte sich Regisseur und Drehbuchautor Bernhard Wenger bereits durch den mehrfach preisgekrönten Kurzfilm „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ einen Namen. In seinem Spielfilmdebüt platziert der Österreicher die Serviceindustrie im Zentrum einer subtilen „Late Capitalism“-Dystopie, in der Ansehen käuflich ist und Charakter zur Ware wird. Die Welt, die Wenger zeichnet, ist sorgfältig kuratiert. Von der Kulisse bis zu den Akteuren wirkt alles wie ein Set für ein Instagram-Fotoshooting. Sogar Matthias’ Exkurs in die Selbstfindung wird in ästhetische Extreme getrieben.

Es ist nicht leicht, Matthias zu mögen, der sich sogar für die Tränen bei seiner Trennung an seiner Requisitenkiste für die Arbeit bedienen muss. Doch Albrecht Schuch, selbst ein Meister der Verwandlung, verkörpert diesen unkonventionellen, auf seine ganz eigene Weise tragischen Protagonisten durchweg glaubhaft – und doch immer mit einem Augenzwinkern. Bernhard Wenger erschafft ein pointiertes Porträt eines Charakters, der sich vollkommen für die Konsumgesellschaft instrumentalisiert. Ein kritischer Blick auf das, was man bereit ist, für den Job zu geben, absurd verzerrt und dennoch mit erschreckendem Wiedererkennungswert.

Pfau – Bin ich echt?“, Regie: Bernhard Wenger. Mit Albrecht Schuch, Julia Franz Richter, Anton Noori, Maria Hofstätter. 102 Min. Ab dem 20. Februar 2025 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2025 erschienen. 

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