SZENE HAMBURG: Philipp, 2021 erschien dein „Neon Acoustic Orchestra Album“. Worin bestand der Reiz, drei Jahre später das Album live aufzunehmen?
Philipp Poisel: Mit einem Orchester aufzutreten und diese Musik auch festzuhalten, ist immer großartig. Nach Corona hatte ich das Gefühl, mein Publikum würde etwas frischen Wind brauchen. Also entschieden wir uns als Band für die Aufnahme der Live-Platte.
Gibt es einen Song auf dem Album, der deiner Meinung nach erst durch die Live-Version so richtig zur Geltung kommt?
„Keiner kann’s sagen“ ist ein Song, der mir immer sehr wichtig war. Bis zum Schluss habe ich beim Studio-Album versucht, alles rauszuholen. Mehr als bei anderen Songs. Erst jetzt, in der Live-Version, finde ich ihn so richtig gelungen.
Und weshalb fiel die Wahl des Aufnahmeorts auf Stuttgart?
Das hatte ganz praktische Gründe. Wir haben einen ganz bestimmten Typ Halle gesucht und diese schließlich in Stuttgart gefunden.
Manche Songs brauchen Zeit
Am 16. Oktober spielst du in der Hamburger Sporthalle. Wird das Konzert mit Orchester stattfinden?
Natürlich! Insgesamt sind wir zwölf Leute auf der Bühne. Bläser, Streicher, die Band – eine Besatzung, die die Sporthalle hoffentlich zum Beben bringen wird.
Geht es dann ausschließlich um das „Neon Acoustic Orchestra Album“ – oder werden auch andere, ältere Songs gespielt?
„Ich will nur“ ist immer und immer wieder mit dabei. Ich spiele ihn einfach so gerne. Als ich den Song damals geschrieben habe, dachte ich, das ist nichts Besonderes. Auch die ersten Reaktionen waren nicht wirklich herausragend. Als ich ihn einer Freundin vorspielte, fing sie sogar mitten im Song an, eine Geschichte zu erzählen und hörte nicht mehr wirklich zu. Manche Dinge etablieren sich einfach erst mit der Zeit. Das zeigt auch der Song.
Architektur als Ausgleich zur Musik
Neben der Musik studierst du seit einiger Zeit Architektur. Hast du auch vor, in dem Beruf zu arbeiten und selbst etwa „eiserne Stege“ zu bauen?
Tatsächlich habe ich mir immer schon räumliche Sachen für meine Bühne überlegt. Das Herausfordernde an dem Studium war dann der technische Aspekt. Ob ich Brücken bauen werde? Keine Ahnung – aber es ist schon so, dass die Architektur für mich der perfekte Ausgleich zur Musik ist. Auch wenn beide Berufe sehr künstlerisch sind, sind sie in sich doch sehr verscheiden. Das finde ich cool. Nachdem ich mein Abi mühevoll nachgeholt habe, wollte ich die Chance, zu studieren, irgendwie nicht verpassen. Ich zeichne gern und deswegen fing ich an, Architektur zu studieren. Ob ich später einmal wirklich den Job des Architekten ausüben werde, weiß ich noch nicht. Zumindest besteht dann die Option.
Gibt es noch mehr Vorhaben, neben Musik und Architektur, die du bald in Angriff nehmen möchtest?
Nein, im Moment nicht. Und das ist auch okay. Gerade freue ich mich einfach auf die bevorstehende Tour und alles, was damit einhergeht. Zum Beispiel, dass wir ein Saxofon mit dabeihaben. Gabriele Maurer wird ein paar Soli spielen und da freuen wir uns tierisch drauf.
Live gibt es Philipp Poisel am 16 Oktober 2024 um 20 Uhr in der Sporthalle
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen.