Pop-up-Ladenutopien (ab 28.8.)

Die Wilhelmsburger Ladenkrise ist offiziell beendet – zumindest wenn es nach den Machern dieses unterhaltsamen Festivals geht

Plötzlich steht die seit Jahren geschlossene Videothek in der Veringstraße voller Bananenstauden und Orangenbäumen. Und der verrammelte Kiosk ein paar Schritte weiter ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht – als Comicladen für Graphic Novels … Nein, das ist keine Halluzination, auch keine optische Täuschung, sondern Teil des Pop-up-Lädenfestivals in Wilhelmsburg. Eineinhalb Monate lang erwecken junge Einzelhändler, Designer und Kreative den Leerstand im Reiherstiegviertel zu neuem Leben. Mit ziemlich ungewöhnlichen Ideen.

So können Besucher des Speiselabors Wilhelmsburg Jens Block beim Züchten von Gourmetpilzen zusehen; in der „Nonstop Schwitzen-Bar“ (beides im Festivalzentrum, Veringstraße 16–18) werden schmackhafte Smoothies angerichtet – mithilfe von Fahrrad betriebenen Küchenmixern; und der „Slow Fashion Room“ (Fährstraße 71) steht für Secondhand- und Vintagemode sowie Kleidertausch.

Insgesamt werden zwölf Ladenflächen bespielt, dazu finden geführte Pop-up-Shoppingtouren statt, ein Foodtruck-Festival, der Kulturflohmarkt FlohZinn sowie Tresensport. Und wer weiß, vielleicht verwandelt sich so manche temporäre Installation dann in einen dauerhaften Laden.

Die Idee zum Lädenfestival hatte Marco Antonio Reyes Loredo (36) – Fernsehproduzent (Konspirative Küchen Konzerte), Wahlinsulaner und Stadtteilaktivist:

„Ich habe quasi ein gläsernes Büro in den Wilhelmsburger Zinnwerken und guten Kaffee. Darum kommen oft Leute zu mir und erzählen von ihren Geschäftsideen. Als mich mal ein Politiker fragte: ‚Haben Sie eine Ahnung, was wir mit den leerstehenden Läden in Wilhelmsburg machen können?‘. Bis zum 4. Oktober blühen kleine, große, besondere Ladenutopien auf – im ehemaligen Sonnenstudio, im verwaisten Monopol-Theater und so weiter. Dazu gibt es ein Rahmenprogramm inklusive Tresensport – einer elektronischen Tanzgymnastik zur Rettung der guten alten Gardinenkneipe.“

Text: Julia Braune & Lena Frommeyer

28.8. bis 4.10.
Do+Fr 14–20, Sa+So 12–18 Uhr
verschiedene Orte im Reiherstiegviertel
Öffnungszeiten der einzelnen Läden: siehe Ladenkarte

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