Der Sinn des Lebens ist „42“! Hamburgs kleinstes Theater spielt den Kult-Streifen „Per Anhalter durch die Galaxis“. Premiere ist am 4. Mai. Regisseur Jan Holtappels erzählt, warum der depressive Roboter ethische Grundsatzfragen aufwirft
Nach eurem letzten Stück „Misery“, steht jetzt ein Science-Fiction-Klassiker auf dem Programm. Setzt ihr vermehrt auf Unterhaltung?
Jan Holtappels: Der Anhalter wird oft unterschätzt und schnell als Komödie abgetan. Doch die Geschichte ist sehr tiefgründig und hat viele philosophische Ansätze, die existentielle Fragen aufwerfen wie „Wenn die Erde zerstört ist, was macht der Mensch ohne Erde?“ oder „Was mache ich hier überhaupt?“ und natürlich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Kontext ist zwar sehr humorig und leicht, aber inhaltlich ist das schon ein Brocken.
Geschätzt gibt es ja bis zu 40 Rollen und unterschiedliche Welten. Wie setzt ihr das um?
Uns war schnell klar, dass wir die Geschichte niemals eins zu eins umsetzen können. Auf der Suche nach einer Form, die für uns funktioniert, sind wir daran hängengeblieben, dass der Anhalter ganz zuerst ein Hörspiel war.
Deshalb werden bei uns fünf Radiosprecher die Geschichte in einer Livesendung als Hörspiel produzieren. Die Zuschauer werden als Studiogäste dabei zu sehen, wie sich die Sprecher an diesem Stück abarbeiten müssen.
Es entstehen zwei Welten, die Welt des Anhalters und parallel diese Studiosituation, die sich an einem gewissen Punkt vermischen.
Das Hörspiel lief bereits 1978 auf BBC. Warum zeigt ihr gerade jetzt das Stück?
Wir sehen den aktuellen Bezug in der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine. In dem Stück gibt es einen depressiven Roboter, was ja ein emotionaler Zustand ist. Wir haben uns viel mit der Frage beschäftigt, ab wann ist es keine Maschine mehr und fängt an, ein Mensch zu sein?
Was ist deine Meinung dazu?
Ich finde, dass der Roboter erst einmal nur so schlau sein kann, wie der Mensch, der ihn entwickelt hat. Es kann sein, dass der Roboter in seinen Gedankengängen schneller ist und dadurch zeitlich auch eher zu einem Ergebnis kommt, aber er wird seinen Schöpfer, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, nicht überrunden. Aber die Wissenschaft entwickelt sich weiter und irgendwann wird sich auch das ändern. Doch ein erschaffendes Wesen, mit einem Ich-Bewusstsein, das selbst Entscheidungen trifft und nicht mehr kontrollierbar ist, wirft viele ethische Grundsatzfragen auf. Ich finde das gefährlich, denn das menschliche Ermessen ist immer noch ein anderes als vom Computer errechnete Ergebnisse.
Aber der Roboter ist depressiv, was emotional und menschlich ist …
Die Gedanken des Roboters im Stück drehen sich meist um seine Depression und er muss das ständig äußern. Das hat was von einer Selbstbestätigung nach dem Motto: Ich bin depressiv, also bin ich emotional, also bin ich ein Mensch. Das kommt dem Menschen schon sehr nah.
Doch der Mensch muss auch die Konsequenzen aus seinem Handeln tragen, woraus sich die nächste Frage ergibt: Kann ein Roboter Verantwortung übernehmen? Ein komplexes Thema, das wir im Stück in unsere alltäglichen Gesellschaftsstrukturen einbauen, die wir überspitzt und humorvoll darstellen, wie Behördengänge.
Und, was ist der Sinn des Lebens?
Der Computer in dem Stück errechnet die Zahl 42 und behauptet, dass sei die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und natürlich fragen sich alle, was das bedeuten soll? Aber man muss wissen, wie die Frage dazu lautet, dann wird die Antwort Sinn ergeben. Wir haben die Hausnummer 42 und 42 Plätze im Theater. Deshalb war für uns klar, das Stück wird gutgehen.
Theater das Zimmer, 4.5. (Premiere), 10., 14., 19.–20.5.